Freitag, 10. Oktober 2008

Gebet im AT (Ausarbeitung)

Gebet im Alten Testament


Das Gebet gehörte schon immer zum Leben dazu. Menschen aller Zeiten haben gebetet. Der Mensch ist die Krönung der Schöpfung Gottes und hat jeher den Drang mit diesem Schöpfer zu reden, das macht er im Gebet. Es findet in ganz unterschiedlichen Dimensionen statt, ob als Einzelperson oder Gruppe, im Stillen oder in der Öffentlichkeit. So werden Gebete laut ausgesprochen oder im inneren für einen selbst, dabei ist die Körperhaltung auch ganz unterschiedlich, es wird stehend, liegend und auch sitzend gebetet.


Im Alten Testament wird das Gebet häufig in poetischer Form an Gott gerichtet. Es ist eine an Gott gerichtete Rede, die von dem Volk, der Gemeinde, eines Repräsentanten oder eines individuellen Beters an Gott gerichtet wird. Auch die Art ist ganz unterschiedlich, so gibt es Lobgebete, Dankgebete, Fürbittegebete, Klagegebete und Bittgebete.


  1. Die älteren Formen1:

Kurze Gebete in der älteren Prosa2:Im alten Testament kommen gelegentlich kurze Gebete vor. Hier begegnen uns ganz unterschiedliche Formen, die im Folgenden kurz aufgelistet werden.

  • Die Bitte von David aus 2 Samuel 15, 21: Und als David gesagt wurde, dass Ahitofel im Bund mit Absalom sei, sprach er: HERR, mache den Ratschlag Ahitofels zur Torheit!

  • Die Klage von Samson aus Richter 15,18: Als ihn aber sehr dürstete, rief er den HERRN an und sprach: Du hast solch großes Heil gegeben durch die Hand deines Knechts; nun aber muss ich vor Durst sterben und in die Hände der Unbeschnittenen fallen.

  • Der Hilferuf von Samson aus Richter 16,28: Simson aber rief den HERRN an und sprach: Herr HERR, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen "einmal" räche an den Philistern!

  • Die kollektive Frage nach dem „Warum“ aus Richter 21,2 - 3: Und das Volk kam nach Bethel und saß da bis zum Abend vor Gott, und sie erhoben ihre Stimme und weinten sehr und sprachen: O HERR, Gott Israels, warum ist das geschehen in Israel, dass heute Israel um einen Stamm weniger geworden ist?

  • Die Urklage von Rebekka in Genesis 25,22: Und die Kinder stießen sich miteinander in ihrem Leib. Da sprach sie: Wenn mir's so gehen soll, warum bin ich schwanger geworden? Und sie ging hin, den HERRN zu befragen.

  • Die Volksklage aus Josua 7,7-9: Und Josua sprach: Ach, Herr HERR, warum hast du dies Volk über den Jordan geführt und gibst uns in die Hände der Amoriter, um uns umzubringen? O dass wir doch jenseits des Jordans geblieben wären! Ach, Herr, was soll ich sagen, nachdem Israel seinen Feinden den Rücken gekehrt hat? Wenn das die Kanaaniter und alle Bewohner des Landes hören, so werden sie uns umringen und unsern Namen ausrotten von der Erde. Was willst du dann für deinen großen Namen tun?

Bei all den verschiedenen Kurzgebeten geht man davon aus, dass es sich um Kurzzitate aus langen Gebeten handelt, die der Erzähler in seine Erzählungen mit eingebaut hat. Bei den Gebeten geht am von Gott als selbstverständliches gegenüber aus, den man „anruft“, um Hilfe zu bekommen.


Die Omenbitte: Bei der Omenbitte handelt es sich um eine Bitte, die nach einen äußeren Zeichen verlangt, woran deutlich wird das es erhört bzw. erfüllt wurde. In Richter 36, 12 – 14 steht eine solche Omenbitte: Da erschien ihm der Engel des HERRN und sprach zu ihm: Der HERR mit dir, du streitbarer Held! Gideon aber sprach zu ihm: Ach, mein Herr! Ist der HERR mit uns, warum ist uns dann das alles widerfahren? Und wo sind alle seine Wunder, die uns unsere Väter erzählten und sprachen: Der HERR hat uns aus Ägypten geführt? Nun aber hat uns der HERR verstoßen und in die Hände der Midianiter gegeben. Der HERR aber wandte sich zu ihm und sprach: Geh hin in dieser deiner Kraft; du sollst Israel erretten aus den Händen der Midianiter. Siehe, ich habe dich gesandt!


Das Gelübte: Bei dem Gelübte geht es darum, dass man Gott eine Gegenleistung verspricht. So geschehen in Richter 11, 30 - 31: Und Jeftah gelobte dem HERRN ein Gelübde und sprach: Gibst du die Ammoniter in meine Hand, so soll, was mir aus meiner Haustür entgegengeht, wenn ich von den Ammonitern heil zurückkomme, dem HERRN gehören, und ich will's als Brandopfer darbringen.


Das ausführliche Gebet bei der Orakeleinholung3: Bei dieser Art von Gebet, die überwiegend am Heiligtum abgehalten wurden, erbittet man von Gott eine Beantwortung der gestellten Frage. Ein Beispiel finden wir in 1 Samuel 14,37: Und Saul befragte Gott: Soll ich hinabziehen den Philistern nach? Willst du sie in Israels Hände geben? Aber er antwortete ihm an diesem Tage nicht.


  1. Gattung

In der Bibel findet man eine ganze Reihe von Gebeten, oftmals von bekannten biblischen Personen gesprochen. Die Psalmen sind eine Ansammlung von Gebeten und am kann sie in vier Hauptgattungen unterteilen.


Der Hymnus: Hierbei versammelt sich die Gemeinde , um gemeinsam Gott zu loben und ihm die Ehre zu geben. Dabei wird die Gemeinde von einem Vorredner aufgefordert Gott zu loben, dabei wird an die Schöpfung und die Geschichtsherrlichkeit (z.B.:Befreiung aus Ägypten) Gottes gedacht. Anschließend folgt ein Glaubensbekenntnis und der Hymnus wird durch die Abschlussbitte beendet. In Psalm 78 finden man einen Hymnus auf Gott und die Taten die er vollbracht hat. Der Psalmist Asaf beschriebt Gottes Größe, in Vers 3 steht: ...wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat. Danach folgt eine Auflistung der Wunder Gottes.


Das individuelle Klagelied: Es ist die häufigste Gattung der Psalmen, die Menschen klagen Gott ihr Leid. Dabei geht es um Krankheit, Ferne Gottes, Schuld und Feinde. Hierbei gibt es einen klaren Ablauf. Eine Einleitung mit dem Anrede an Gott, dem Hilferuf und einen Hinweis auf die Größe Gottes. Im Hauptteil folgt dann die Situationsbeschreibung, die Frage nach dem „warum“ und „wie lange“, die Bitte um Gottes Eingreifen und die Unschuldsbeteuerung. Den Abschluss macht ein Vertrauengelübte. Ein Beispiel für diese Gattung findet man in Psalm 69. Gleich am Anfang merkt man dem Schreiber David seine große Not an: Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist;...


Da Klagelied des Volkes: Ist vom Aufbau ähnlich wie das individuelle Klagelied. Im Hauptteil wird jedoch eine durch Feinde entstandene Not beklagt und um Gottes Eingreifen gebeten. Den Abschluss bildet dann wieder die Vertrauensäußerung und das Gelübte gegenüber Gott. Der Psalm 44 beschreibt ein solches Klagelied des Volkes. Es wird beschrieben, dass das Volk Angst hat und sich von Gott verlassen fühlt, es wird um das Eingreifen von Gott gebeten: Mache dich auf, hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen!


Das individuelle Danklied: Im Danklied geht es um den Dank für die Errettung aus einer Not bzw. Notlage. Es wird die vergangene Not und die Errettung erzählt und den Abschluss bildet der Dank an Gott. Während des Dankliedes (Dankgebets) ist der Beter von Verwandten, Freunden und mit feiernder Tempelbesuchern umringt. So einen Psalm findet sich im Psalm 18 wieder. In ihm zeigt David seine Dankbarkeit gegenüber Gott. Eindrücklich dargestellt schon in den ersten Versen des Psalms. (Verse 2 – 3): und er sprach:" Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke! HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Berg meines Heiles und mein Schutz!


  1. Bedeutung zur Zeit des Alten Testaments

Das Gebet war in der damaligen Zeit sehr wichtig und hatte seinen festen Platz im Gottesdienst. Aber auch im Leben der Familie war das Gebet (welches am Altar gehalten wurde) ein wichtiges Element und gehörte zu den priesterlichen Aufgaben des Familienvaters. Für die Israeliten war der Tempel, nachdem er errichtet wurden war, der bevorzugte Ort um zu beten, denn man glaubte hier Gott ganz nahe zu sein. Der Psalmter war das bevorzugte Gesangsbuch (Gebetsbuch) im Tempel und es wurde zu allen Anlässen aus seiner Sammlung gesungen und gebetet.

Die Fürbitte jedoch wird in den alttestamenlichen Schriften meisten den herausragenden Führern des Volkes zugeschrieben. Einer davon war Mose, wie man in Numeri 11,1 – 3 nachlesen kann: Und das Volk klagte vor den Ohren des HERRN, dass es ihm schlecht gehe. Und als es der HERR hörte, entbrannte sein Zorn, und das Feuer des HERRN loderte auf unter ihnen und fraß am Rande des Lagers. Da schrie das Volk zu Mose und Mose bat den HERRN; da verschwand das Feuer. Und man nannte die Stätte Tabera, weil hier das Feuer des HERRN unter ihnen aufgelodert war.

Das Fürbittengebet war aber vor allen die Aufgabe der Propheten, wie z.B. Elia in 2 Könige 1,2ff oder auch Jesaja in Jesaja 37, 1 – 7.

Im alten Testament sprechen Beter und Beterinnen ganz direkt den lebendigen Gott an, der sich in der Geschichte des Volkes Israel offenbart hat. Die Israeliten beten nicht als Einzelpersonen, sondern als Glieder ihres Volkes und für sie ist das Gebet im Gottesdienst zu hause und wird dort immer bleiben.


  1. Fazit der Ausarbeitung und eigene Meinung

Bei der Ausarbeitung ist mir neu bewusst geworden, wie wichtig das Gebet ist. Wir haben in der heutigen Zeit kaum noch Zeit zum Beten oder nehmen uns die Zeit nicht. In der damaligen Zeit und auch heute noch haben die Juden drei feste Gebetszeiten am Tag, wo sie ganz bewusst in die Gegenwart Gottes treten.

Aber auch die Art und Weise als Kollektiv zu beten ist heute fast verloren gegangen. Lieber wird das stille Gebet allein und zurück gezogen bevorzugt. Ich denke wir können und sollten viel von der damaligen Zeit und ihrer Intensivität, was das Gebet betrifft lernen. Natürlich ist alleine beten wichtig, aber das Gebet als Gruppe sollte wieder mehr in den Vordergrund treten, denn es hat auch seine Berechtigung. Die Bibel zeigt uns viele Möglichkeiten, was die Haltung betrifft, wie man vor Gott beten soll. Aber sie gibt uns auch eine Vielzahl an Gebeten mit auf den Weg, von denen wir lernen können und die nicht alt und unbrauchbar geworden sind, sondern immer noch aktuell sind und es auch bleiben.





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Literaturliste: RGG 4, Seite 485 – 488 (Leider nicht mehr Angaben möglich, da ich nur Kopien hatte)

1Die Bibeltexte stammen alle aus der rev. Lutherbibel 1984

2von lateinisch prorsus/prosa orationach vorn gerichtete schlichte Rede

3Orakel kommt aus dem lateinischen und bedeutet göttliche Offenbarung

Mittwoch, 2. April 2008

Predigt: Johannes 21, 15-17

Guten Morgen / Abend.

Ich freue mich, dass ich heute hier bei euch predigen darf. Als ich gefragt wurde, ob ich predigen möchte, habe ich natürlich gerne zugesagt.

Ich möchte mir heute zusammen mit euch einen Text ansehen, der recht bekannt ist, aber es soll heute nicht um eine übliche Auslegung gehen, sondern wir wollen den Text betrachten mit der Fragestellung: Wie hat Jesus im Text seelsorgerlich gehandelt und was können wir als Menschen und als Gemeinde davon lernen.

Der Text steht im Johannesevangelium Kapitel 21 die Verse 15 bis 17.

Um euch ein wenig auf den Text einzustimmen möchte ich kurz erzählen, was sich davor zugetragen hat.

Wie schon angedeutet handelt es sich um die Zeit nach Ostern. Jesus war tot und ist wieder auferstanden, inzwischen hatte er sich seinen Jüngern, in den verschlossenen Raum, wo sie sich aus Angst versteckt hielten, gezeigt und war von dort wieder verschwunden. Wo genau Jesus war wissen wir nicht und die Jüngern wohl auch nicht. Aber sie waren immer noch zusammen.

Petrus wollte fischen gehen und die anderen, die mit ihm unterwegs waren, gingen mit ihm.

Doch während sie nachts draußen waren fingen sie keinen einzigen Fisch.

Frustriert und müde wollten sie zum Land zurückkehren, als sie einen Mann am Ufer sahen, der ihnen etwas zurief.

„Kinder! Habt ihr nicht ein paar Fische für das Frühstück? Nein, riefen sie. Und der Mann am Ufer schrie zurück Wirft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, dort fangt ihr etwas.

Ein bisschen verwundert taten die Jünger um Petrus was der Mann ihnen zurief, aber ein bisschen seltsam kam es ihnen schon vor.

Doch als sie das Netz einholen wollten, fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen.

Das konnte nur Jesus sein, er war da, er stand am Ufer und wartete auf sie, denn das gleiche Wunder hatte ein Teil von Ihnen, bei ihrer Berufung als Jünger, schon mal erlebt.

Petrus konnte es nicht abwarten bei Jesus zu sein und sprang in Wasser und schwamm ihm entgegen. Als die anderen Jünger mit dem Boot am Ufer waren, brannte schon ein Feuer. Gemeinsam aßen sie Frühstück, geredet wurde nicht.

Und hier nun schießt unser Bibeltext für heute an.

Ich lese uns den Text aus der Neuen Genfer Übersetzung, denn ich denke, dass sie dem ursprünglichen Text am Nächsten kommt.

Überschrieben ist die Geschichte mit Jesus und Petrus:

Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als irgendein anderer hier?“ Petrus gab ihm zur Antwort: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Darauf sagte Jesus zu ihm: „Sorge für meine Lämmer!“ Jesus fragte ihn ein zweites Mal: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“ Petrus antwortete: „ Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Da sagte Jesus zu ihm: „ Hüte meine Schafe!“ Jesus fragte ihn ein drittes Mal: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?“ Petrus wurde traurig, weil Jesus ihn nun schon zum dritten Mal fragte: „Hast du mich lieb?“ „Herr, du weißt alles“, erwiderte er. „Du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Darauf sagte Jesus zu ihm: „Sorge für meine Schafe!

Noch einmal kurz zu der Situation: Die Jünger um Petrus aßen mit Jesus zusammen Frühstück. Sie wussten, dass es Jesus war doch keiner traute sich etwas zu sagen. So saßen sie schweigend beisammen. Was sie wohl gedacht haben?!

Einer unter ihnen könnte folgendes gedacht haben:

- warum sagt er nichts

- mag er mich noch

- was ist wenn er mich darauf anspricht

- warum hab ich das bloß getan

Die Rede ist von Petrus. Was war passiert, warum diese Gedanken?

Wir erinnern uns: Petrus hat dreimal gesagt: Ich habe mit diesem Jesus nichts zu tun. Und was wahrscheinlich noch tiefer saß war, dass Jesus es voraus gesagt hat und mitbekommen hat, dass Petrus ihn verleugnete, wir können also annehmen, dass er sich schon ein wenig unbehaglich fühlte.

Das ist die Situation.

Wie würdet ihr in solch einer Situation reagieren? Also ich würde Petrus erstmal meine Meinung zu dem Ganzen geigen. Siehst du, von wegen bis in den Tod, hab ich dir doch gesagt, das du mich verleugnest.

Aber nicht Jesus, Jesus reagiert völlig anders, Jesus macht ihm keine Vorwürfe.

Er f

Jesus fragt Petrus ganz direkt:

Simon Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als irgendein anderer hier?

Simon ist der ursprüngliche Name von Petrus bevor ihn Jesus unbenannte. Petrus kommt aus dem lateinischen und bedeutet „Fels“.

Und Jesus spricht Petrus direkt an, stellt ihm eine Frage. Ja! mag Petrus gedacht haben, das ist meine Chance Jesus zu beweisen, was er mir bedeutet, Ja! Ich kann alles wieder gut machen. Er ist mir nicht böse, er fragt MICH und nicht die anderen. Und so kommt auch seine Antwort, präzise, gradlinig und rasch: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.

Und Jesus antwortet: Sorge für meine Lämmer.

Gut! Mag Petrus gedacht haben, das währe geklärt, das ist ja noch mal gut gegangen, doch Jesus fragt ihn noch mal: Simon Sohn des Johannes liebst du mich?

Aber ich hab doch grade geantwortet, Jesus wieso fragst du noch mal und wieso fragst du jetzt so direkt, ob ICH dich lieb habe. Aber okay Jesus: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.

Dann hüte meine Schafe.

Und Jesus fragt noch mal: Simon, Sohn des Johannes hast du mich lieb?

Das war selbst für den hart gesottenen Petrus zuviel. Noch mal dieselbe Frage, warum glaubt Jesus mir nicht, was soll ich den noch antworten.

Petrus war wohl nicht darüber enttäuscht, dass Jesus ihn zum dritten Mal fragte, sondern vielmehr darüber, dass seine Worte, seine Antworten keine Tragweite hatten. Er merkte wie abhängig er von der Liebe Jesu ist und das sie den Sinn seines Lebens ausmacht.

Das merkt man auch in seiner nahe zu schüchternen Antwort: Herr du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich lieb habe.

Wir haben in diesem Gespräch zwei Steigerungen drin.

Die eine in der Frage von Jesus und die andere in der Antwort von Jesus.

In der ersten Frage geht es eher um den Vergleich zu den anderen.

Liebst du mich mehr als irgendein anderer hier?

Jesus beginnt seine Frage also recht klein, in einem überschaubaren Rahmen. Was wirklich hinter der Frage steckt, wissen wir leider nicht. Aber die Antwort von Petrus, war wohl nicht so wie Jesus sie erwartet hat, denn in der zweiten Frage wurde er noch etwas persönlicher.

Liebst du mich?

Hier geht es nur um Petrus alleine, kein Vergleich mit den anderen, nur um ihn, nur um Petrus. Aber die Antwort von Petrus war die gleiche wie beim ersten Mal.

Und Jesus bricht, beim dritten Mal, die Frage auch Petrus herunter. Oft werden die ersten beiden „Liebst du mich“ Fragen vom griechischen Wort „agape“ hergeleitet, also die bedingungslose, einseitige, befreiende, auf andere zentrierte Liebe, die Jesus uns schenkt. Aber bei der dritten Frage, fragt Jesu: Hast du mich lieb? Im ursprünglichen Text wird hier das griechische Wort Phila gebraucht, also die Freundschaftsliebe oder Gegenseitige Liebe zwischen zwei Personen. Jesus begegnet hier Petrus auf einer Ebene. Und Petrus merkt, dass es hier um mehr geht als um die Frage, ob er Jesus liebt

Jesus hatte mit Petrus etwas Großes vor. Erinnert ihr euch was sein Name bedeutet?

„Fels“. Petrus sollte zum Grundstein der Gemeinde werden. Das wird auch in den Antworten von Jesus deutlich.

1. Sorge für meine Lämmer

2. Hütte meine Schafe

3. Sorge für meine Schafe

Hier gibt es eine ganz klare Steigerung. Jesus hat einen Auftrag für Petrus. Petrus soll sich um die junge christliche Gemeinde kümmern – sorge für meine Lämmer.

Die erwachsenen Christen soll er hüten, also aufpassen, dass ihnen nichts passiert, das sie nicht von ihrem Glauben abfallen – Hütte meine Schafe.

Aber damit endet der Dienst nicht, auch für die gewachsenen Christen soll er sorgen und Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ihnen Antworten auf ihre Fragen geben – Sorge für meine Schafe.

Wenn wir das Gespräch zwischen Jesus und Petrus betrachten, dann sehen wir, dass Jesus sehr bewusst, sehr seelsorgerlich auf Petrus eingeht. Es lassen sich vier Aspekte in diesem Gespräch festhalten:

1. Jesus gibt ihm Zeit in der Situation anzukommen. Erst die große Freude, dass Jesus lebt und dann die Erinnerung an das was er, Petrus, getan hat.

2. Jesus beginnt das Gespräch, er wartet nicht darauf das Petrus den schweren ersten Schritt macht.

3. Jesus macht ihm keine Vorwürfe und klagt ihn nicht an. Jesus fragt in: Hast du mich lieb?

4. Jesus gibt Petrus eine Zukunft, indem er ihm einen Auftrag für die Zukunft gibt: Weide meine Schafe.

Und genau das ist unser Thema für den heutigen Sonntag.

„Wie hat Jesus seelsorgerlich gehandelt und was können wir davon lernen?“

Diese vier Aspekte sind so wichtig im Umgang miteinander. Sie sind der Rahmen in dem wir uns bewegen sollten.

Aber bevor ich auf die einzelnen Punkte eingehe, müssen wir noch einen Begriff klären.

Was bedeutet Seelsorge?

Der Begriff Seelsorge bedeutet folgendes:

Seelsorge ist ein aus theologischer Sicht motiviertes Bemühen um den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit und dessen Beziehung zu Gott. Die Zusammensetzung aus "Seele" und "Sorge" ist ein im Deutschen geschichtlich gewachsener Begriff, für den es in den Ursprachen der Bibel keine direkte Entsprechung gibt. Dort begegnen Begriffe wie Paraklese, was man im weitesten Sinne mit Begleitung, im engeren Sinne mit Ermutigung, Ermahnung und Tröstung wiedergeben kann.

Ich finde diese Erklärung zeigt, worum es bei der Seelsorge geht und das es ein Thema für jeden Christen ist und für jeden Christen sein sollte. Jesus hat uns vorgemacht, was dabei wichtig ist, worauf wir achten sollten, damit seelsorgerliches Handeln auch Früchte tragen kann.

Und deswegen ist es wichtig, dass wir uns die vier Aspekte noch mal genau ansehen und eine Brücke für uns heute schlagen.

Jesus gab Petrus die Zeit, sich auf die Situation zu konzentrieren.

Wie oft fallen wir sprichwörtlich mit der Tür ins Haus ohne lange zu überlegen und dem anderen die Chance zu lassen „anzukommen“. Wir haben schnell die passende Antwort parat und der Andere weiß noch gar nicht genau, um was es überhaupt geht.

Stellt euch folgende Situation einmal vor. Ihr kommt nach einen lange, harten Arbeitstag nach Hause und sofort bekommt ihr von eurem Ehepartner gesagt, was noch alles an Hausarbeit zu tun ist. Ihr habt keine Chance in der Situation anzukommen, keine Chance euren Arbeitstag hinter euch zu lassen.

Oder ein anderes Beispiel, stellt euch vor ihr kommt Sonntag in den Gottesdienst, der Morgen war stressig, es hat ewig gedauert bis die Kinder fertig waren und ihr hängt mit euren Gedanken immer noch bei dem Streit am Frühstückstisch. Ihr habt euch grade auf euren Stuhl gesetzt und der Prediger beginnt mit der Predigt. Keine Begrüßung, keine Lieder, keine Einstimmung auf das Thema. Ihr habt keine Chance anzukommen, keine Chance euch 100% auf die Predigt zu konzentrieren.

Gebt den Menschen mit denen ihr zu tun habt die Zeit anzukommen, die Situation zu erfassen.

Kommen wir zum zweiten Aspekt:

Jesus beginnt das Gespräch, er wartet nicht darauf das Petrus etwas sagt, er holt Petrus sozusagen ab.

Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Ein Punkt den wir uns gut merken sollten. Wie oft warten wir darauf, dass der Andere den ersten Schritt macht. Wie oft ERwarten wir es sogar von ihm. Manchmal bewusst, manchmal auch unbewusst. Es ist ja auch soviel einfacher, wenn der Andere das Gespräch beginnt. Aber was passiert eigentlich, wenn beide das vom Anderen erwarten, wenn beide darauf warten, dass der andere anfängt. Stellt euch mal einen Streit vor in dem keiner den Versuch unternimmt auf den anderen zuzugehen, keiner beginnt ein klärendes, heilendes Gespräch. Der Streit bleibt bestehen. Das kann nur zur Trennung der Beiden führen.

Ich erinnere mich an eine Situation aus meiner Jugend, wo ich auch einen Streit mit einem guten Freund hatte, wir beide sahen das Geschehene nicht als unsere Schuld an und keiner wollte den ersten Schritt auf den anderen zugehen. Das hätte uns beinahe die Freundschaft gekostet. Erst mit Hilfe von Freunden sind wir über unseren Schatten gesprungen und haben miteinander geredet. Aber leider fällt es uns so oft so schwer über den eigenen Schatten zu springen. Und das führt allzu oft zur Trennung oder Entfernung zu anderen Menschen, zu Freunden und sogar zur eigenen Familie.

Wenn das bei euch im Leben der Fall ist, dann nimmt die Chance wahr, und beginnt das Gespräch, fangt an mit dem zu reden, wo ihr denkt: wir haben uns voneinander entfernt.

Der nächste Aspekt wird auch viel zu wenig berücksichtigt, was Jesus hier macht, vergessen wir sehr oft.

Jesus macht Petrus keine Vorwürfe, er klagt ihn nicht an. Sicher, er hätte einen guten Grund dafür gehabt, Petrus zur Rede zu stellen und zu fragen was das sollte, erst das Versprechen von Petrus, Jesus bis in den Tod zu folgen und dann verleugnet er ihn. Aber Jesus macht das nicht. Vielmehr geht er auf Petrus ein.

Wie oft klagen wir andere an, zeigen ihnen ihre Schwächen auf und stellen uns als Besser da. Aber hilft es einen? Ich denke das kann auch nur im Streit enden. Wir neigen dazu, wenn wir angegriffen werden uns zu verteidigen.

Aber habt ihr mal versucht den anderen nicht anzuklagen, ihm keine Vorwürfe zu machen, das kann so heilsam sein.

Als ich mein Kindergarten Praktikum gemacht habe, kam es zu der Situation, dass ein Kind immer dem Anderen das Spielzeug wegnahm. Das Kind war verhaltensaufällig und gehörte zu den Kindern, die immer irgendwas unternahmen, um andere zu ärgern. Ich hatte zwei Möglichkeiten mit der Situation umzugehen. So wie ich es von der Erzieherin gesehen hatte, die ihn einfach anfuhr und zurechtwies und damit war die Sache gegessen oder ich spreche mit ihm und versuche herauszufinden, warum er das macht. Ich hab mich für das Zweite entschieden. Als ich das Kind nicht anklagte, nicht zurechtwies, sondern mit ihm vernünftig sprach, konnte man die Dankbarkeit in den Augen des Kindes sehen, dass sich mal ein Erwachsener nicht immer nur über ihn aufregt und ihn zurechtweist.

Und ich möchte euch das ans Herz legen, wenn ihr die kommende Woche in solch eine Situation kommt, sei es bei der Arbeit oder auch zu Hause, dann denkt an das, wie Jesus, auf Petrus einging und ihn nicht angeklagt hat, sondern lernt von Jesus und macht es auch so.

Der letzte Aspekt den Jesus uns hier zeigt, ist, dass er Petrus einen Auftrag gibt, er gibt ihm die Hoffung, dass die Sache wirklich bereinigt ist, das er ihn gebrauchen möchte und wir können in der Apostelgeschichte nachlesen, was Petrus noch alles für Jesus, für Gott gemacht hat, das er sich den Namen Fels wirklich verdient hat.

Wie ist das bei uns? Machen wir das? Oder hoffen wir nur, dass die Situation ausgestanden wird und dann mal sehen was kommt?

Ich denke als Christen haben wir die Verantwortung Menschen Hoffnung zu geben, denn wenn wir jemanden Hoffung geben zeigen wir ihm unsere Liebe. Das lässt sich schön bei den Bemühungen von Eltern an ihren Kindern sehen. Was für einen Unterschied macht es, wenn man dem Kind, das gerade wieder beim Versuch Fahrrad zu fahren hingefallen ist, nicht sagt, irgendwann klappt das schon, sondern ich helfe dir dabei das es klappt. Das drückt Liebe aus, das zeigt Interesse am Kind.

Und so ist es auch wenn wir diese vier Aspekte bedenken. Das währe eine Revolution im Umgang untereinander. Dadurch würden wir echtes Interesse an unseren Mitmenschen zeigen. Wir würden unserem Nächsten mit Liebe begegnen, ihm zeigen, dass wir ihn lieb haben. Jesus zeigt uns hier nicht nur, wie wir Gespräche mit verletzten Herzen und Seelen führen sollten, wie wir miteinander umgehen sollen, vielmehr zeigt er uns was Liebe bedeutet, er zeigt uns was Agape, die bedingungslose Liebe, ausmacht.

Wie oft versage ich? Wie oft enttäusche ich Jesus? Wie oft setze ich meinen Gaben, meine Zeit mein Geld nicht für ihn ein? Und wie reagiert er? Er reduziert alles auf die entscheide Frage: Hast du mich lieb, Dallo? Das ist das entscheide am Christentum. Kein Wort von Moral, kein Vorwurf – nur LIEBE.

Das ist die totale Herausforderung für mein Leben. Für meinen Umgang mit anderen Menschen um mich herum. So wie Jesus mich behandelt, mich sieht, so will ich versuchen auch zu leben und diese Herausforderung gilt nicht für mich allein, der sollten, der müssen wir uns alle stellen, ob als Einzelperson oder als Gemeinde. Erst wenn wir anfangen unseren Nächsten da abzuholen wo er steht, ihn nicht anzuklagen, das Gespräch zu beginnen und ihm Hoffnung für seine Zukunft zu geben, dann zeigen wir ihm wahre Liebe. Die Liebe die Gott uns schenkt, die Liebe die Jesus ans Kreuz gebraucht hat und die Liebe die es ermöglicht, dass wir Menschen so begegnen, wie Jesus es uns vorgemacht hat.

AMEN

Segen:

Der Herr segne und behüte euch, er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und schenke euch seinen Frieden …AMEN

Sonntag, 17. Februar 2008

Examespredigt Johannes 13, 1-15

E. Predigt: Johannes 13, 1-15

„Ok, Jesus, wir haben es ja verstanden. Nun stell sie zurück. Komm schon es ist demütigend genug. Bitte, Herr, stell die Schüssel zurück.“

Was war passiert? Warum waren die Jünger so empört, erschrocken, demütig?

Jesus wollte mit seinen Jüngern Abendbrot essen. Dazu trafen sie sich in einem Raum. Zu diesem Zeitpunkt wusste er schon, dass Judas ihn verraten würde und dass er hingerichtet wird. Ansonsten war alles normal. Nichts Außergewöhnliches war passiert. Die Wasserschüssel für das Fußbad stand an ihrem Platz, ein Tuch hing daneben.

Das Einzige, was sie ein wenig störte, war, dass der Haussklave nicht seiner Arbeit nachkam und ihnen die Füße beim Hereingehen gewaschen hatte. Aber sie wollten sich auch nicht auf dieses Niveau herablassen. Sie sahen es nicht als ihre Aufgabe an.

Nachdem sie ein wenig planlos, irritiert herumstanden, nahm Jesus die Wasserschüssel und fing an, ihnen die Füße zu waschen. Sie konnten nicht glauben, was sich da abspielte.

Jesus, ihr Herr, ihr Heiland war dabei, ihnen die Füße zu waschen. Er der Wunder getan hatte, der Kranke heilte, Tote auferweckte, der Naturwunder und Essenswunder vollbracht hatte, war dabei ihnen die Füße zu waschen. Sie waren vollkommen sprachlos, niemand konnte etwas sagen.

Niemand, bis auf Petrus.

„Herr, willst du mir etwa die Füße waschen?“

„Ja, Petrus, das will ich. Auch wenn du es noch nicht verstehen kannst.“

„Nein, Herr, das kannst du... das darfst du nicht tun.“

„Doch, Petrus, sonst hast du keinen Teil an mir.“

„Nein, Herr, nur das nicht, wasch meine Füße – besser wasch mich ganz!“

Nachdem Jesus Petrus und dem Rest der Jünger die Füße gewaschen hatte, setzte er sich wieder und sagte zu ihnen: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, an das ihr euch halten sollt.“

Diese Geschichte von der Fußwaschung der Jünger finden wir im Johannesevangelium Kapitel 13 Verse 1 bis 15.

Was diese Geschichte so besonders macht? Ganz einfach, Jesus tat etwas, was gegen die Norm, gegen die Richtlinien, gegen den normalen Menschenverstand der damaligen Welt sprach. Das Fußbad war nicht das Problem, das gehörte in der Zeit zum guten Umgang zwischen den Menschen. Es gab keine Schuhe, so ist man meistens barfuss oder mit Sandalen herum gelaufen. Da die Straßen staubig und schmutzig waren, gehörte es zur Gastfreundschaft, wenn man dem Gast die Füße wusch, bevor er das Haus betrat. Diese Arbeit wurde meistens von Haussklaven durchgeführt. Kein Mann, der etwas auf sich hielt, wollte sich auf eine Stufe mit einem Sklaven setzten lassen. So war es für die Jünger auch so schwer, Jesus bei dieser Arbeit zu sehen. Er, ihr Herr und Meister, tat etwas, wofür sie sich zu schade waren. Das durfte er nicht tun. Nein, das war gegen jede Regel. Das konnte er nicht machen.

So ist wahrscheinlich die Reaktion von Petrus auch nachvollziehbar.

Klar, dass es wieder Petrus sein musste, der zuerst den Mund aufmachte. Petrus, der harte Kerl in der Truppe. Er, der immer vorne mit dabei war, ein echter Mann, der immer was zu sagen hatte.

So war es schon damals, als er zu Jesus auf das Wasser kommen wollte und so würde es auch in der Zukunft sein, als er Jesus, bei dessen Gefangennahme befreien wollte und dem Soldaten das Ohr abschlug.

Petrus fand als erster die Stimme wieder und ließ seinem Unmut freien Lauf.

„Jesus, hier stimmt was nicht. Das passt nicht. Das kannst du nicht machen. Auch wenn die anderen mitmachen, ich nicht.“

Aber Jesus begegnete Petrus in der ganzen Liebe, die er für ihn hatte und versuchte, ihm zu erklären, was noch nicht erklärbar war.

Ich möchte uns diesen Dialog zwischen Jesus und Petrus einmal aus der Lutherübersetzung vorlesen:

6 Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen? 7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren. 8 Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir. 9 Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! 10 Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein.

Dieser Dialog ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass selbst die Jünger, die drei Jahre mit Jesus zusammen lebten, nicht verstanden, was seine Taten bedeuteten.

Und wenn ihnen das schon schwer gefallen war, so ist es kein Wunder, dass wir auch Probleme damit haben.

Aber wir haben einen entscheidenden Vorteil, wir wissen, was nach diesem Abendessen passierte. Bei Johannes wird es nicht so deutlich genannt, wie bei den anderen Evangelisten. Bei ihnen wird dieser Teil überschrieben mit: Das letzte Abendmahl.

Diese Fußwaschung passiert unmittelbar vor der Gefangennahme und der Hinrichtung von Jesus durch die Römer.

Aber davon konnte Petrus in der Situation noch gar nichts wissen.

Um Jesus in der Situation zu verstehen, müssen wir uns einmal das Gespräch der beiden genauer ansehen.

Petrus konnte die tiefe Bedeutung der Fußwaschung nicht verstehen. Er wusste noch nichts vom Kreuz und von der Auferstehung Jesu. Ahnte noch nichts von Jesu tiefer Liebe zu uns, die ihn das Leben kostete.

Jesus musste für unsere Sünden hingerichtet, gekreuzigt werden. Denn von alleine können wir nicht vor Gott bestehen. Das heißt: Aus eigener Kraft ist es uns nicht möglich, das ewige Leben zu bekommen. Nur dadurch, dass Jesus für uns als Unschuldiger gestorben ist, hat er diesen Weg wieder frei gemacht. Daran werden wir jedes Jahr am Karfreitag erinnert. Und wenn ich das begreife und für mich erkannt habe, dann bin ich frei von der Sünde.

Angenommen habe, das heißt, ich bin nicht mehr gefangen in ihr, wie ich es vorher war.

Denn, und so ist es leider, wenn ich als kleines unschuldiges Baby auf die Welt komme, bin ich schon gar nicht mehr so unschuldig, wie es die meisten sich wünschen würden.

Aber da kann ich gar nichts für, dass haben Adam und Eva im Paradies gemacht, als sie sich nicht an das Gebot Gottes hielten und doch von der Frucht aßen. Und wir müssen mit dem Geschehenden leben – noch heute.

Adam und Eva, die als erste Menschen, in einer von Gott geschaffenen, wunderschönen Welt lebten, hatten nichts Besseres zu tun, als das einzige Gebot, was Gott ihnen gegeben hatte, zu übertreten. Und damit war die tolle Beziehung, die der Mensch zu Gott hatte, im Eimer. Wohl gemerkt, ich spreche hier von der Sünde, die uns von Gott trennt. Also die eine Beziehung mit ihm unmöglich macht, wenn wir nicht daran glauben können, was Jesus am Kreuz auf Golgatha für uns gemacht hat.

Aber - und davon spricht dieser Text, wenn wir das begriffen und angenommen haben, dann haben wir in dem Blut, das Jesus für uns vergossen hat, sinnbildlich gebadet.

Das heißt, die Beziehung zu Gott ist wieder hergestellt, und durch den heiligen Geist, haben wir eine Standleitung zu Gott, die keiner trennen kann.

Bis hier hin ist es ja alles super toll und einfach, da muss man ja nicht viel für tun, außer zu begreifen und anzunehmen, was Jesus getan hat.

So einfach ist es aber nicht, denn es gibt da noch diesen kleinen Nebensatz.

„Aber die Füße müssen noch gewaschen werde.“

Auch wenn wir Jesus für unser Leben angenommen haben, so leben wir ja noch in dieser Welt. Das heißt auch: Wenn wir von der Sünde befreit worden sind, so ist es die Welt, in der wir täglich leben, noch nicht. Wir leben, arbeiten, essen, trinken, lachen, weinen in ihr, in dieser Welt, wo der Teufel einen enorm großen Einfluss hat.

Wir sind befreit von der Sünde, aber das heißt ja nicht, dass wir keinen Müll mehr bauen, also nicht mehr sündigen können. Ok, wie jeder normale Mensch wissen wir, dass morden, rauben, töten nicht gerade die tollsten Dinge sind, wenn man ein Leben mit Jesus führt. Aber das wissen auch Millionen von anderen Menschen, die Jesus nicht folgen. Aber was ist mit lügen, lästern, tratschen, Geheimnisse verraten, schlechte Gedanken, fluchen, schimpfen usw.?

Also ich kann nicht behaupten, dass es bei mir nicht mehr vorkommt. Wenn ich ehrlich bin, kommt es sogar öfter vor, als mir lieb ist. Das ist leider das Leben.

Und da kommt nun dieser zweite Satzteil zum Tragen, als Jesus zu Petrus sagt, „ausgenommen die Füße“. Auch wenn wir gebadet sind, müssen wir uns einander die Füße waschen, also einander helfen, mit den Sünden des täglichen Lebens umzugehen, sie zu verzeihen, zu verarbeiten, zu ermahnen und einander helfen.

Jesus stellt uns hier nicht vor eine unlösbare Aufgabe, denn die größte und schwerste Aufgabe hat er selber schon übernommen, als er ans Kreuz ging. Hier geht es darum, mit dem von Jesus vorgemachten weiter zu machen.

In Vers 15 steht: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“

Jesus gibt uns ein Beispiel, ein Model nachdem wir handeln sollen. Indem Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht, macht er etwas, dass gegen dem sprach, was andere von ihm erwarteten. Blinde und Lahme heilen, auf dem Wasser gehen, Wunder tun, dass war okay. Das war der Größe Jesu angemessen.

Aber wann hat sich Jesus schon mal an das gehalten was andere von ihm verlangten? Er wusste, warum er auf der Erde war. Und das war sein Vorteil gegenüber allen Menschen, die sich darum stritten was Jesus durfte und was nicht. Er kannte sein, von Gott, gegebenes Ziel und konnte sein ganzes Leben so gestalten, dass es auf dieses eine Ziel hinläuft.

Kennen wir unser Ziel im Leben? Was für Ziele verfolgen wir im Leben?

Eigene Familie, eigenes Haus und einen guten Beruf, das sind die meisten Antworten auf die Frage: Welche Ziele hast du in deinem Leben? Oder wir als Christen geben gerne mal das Ziel an: DAS EWIGE LEBEN.

Aber gestalten wir unser Leben auch so, dass es dem Ziel entspricht? Ich, zum Beispiel, verfolge gerne Ziele, die ein wenig näher in der Zukunft liegen, also im Moment einen guten Abschluss im Sommer machen und eine gute Stelle für mein Anerkennungsjahr finden. Dabei vergesse ich aber oft, Jesus immer den ersten Platz in meinen Leben zu geben. Ich hab das Ziel nicht im Blick, weil ich durch, diese Lebensabschnittsziele abgelenkt bin.

Aber Jesus wusste was sein Ziel, hier auf der Erde, war. Somit war die Fußwaschung ein weiterer Teil, um sein Ziel zu erreichen.

Das was in dieser Geschichte passiert, ist eine Zusammenfassung seines Lebens, seines Handelns, seines Kommens. Hier ist der Punkt, indem er alles, was er gelehrt und getan hat, noch einmal zusammenfasst.

An dieser Stelle zeigt sich die grenzenlose Liebe zu seinen Jüngern. Selbst zu Judas, der ihn später verraten würde.

Aber wie kann das jetzt konkret für uns, in unserem Leben aussehen. Wie gesagt Jesus hat uns ein Beispiel gegeben und das war nicht, dass wir jedem die Füße waschen sollen, obwohl das bestimmt auch sehr lustig anzusehen wäre, wenn man durch die Stadt geht und die Christen anderen Menschen die Füße waschen.

Aber, nein, bei Jesus geht es, wie so oft um mehr.

Jesus möchte, dass wir wissen, dass diese Trennung von Gott aufgehoben wurde, durch ihn. Diese Trennung wurde wieder verbunden, aber leider gibt es immer wieder kleine Störungen und daran müssen wir arbeiten. Und deswegen sagt Jesus auch zu uns heute: Ich habe euch ein Beispiel gegeben, nachdem ihr tut, wie ich euch getan habe.

Wir sind jetzt dran anderen sinnbildlich die Füße zu waschen und weil wir selber Menschen sind, auch uns die Füße waschen zu lassen.

Helfen wir anderen, dass sie die Störungen in ihrer Leitung zu Gott beheben können und lassen wir uns helfen, dass unsere Störungen auch weniger werden und das wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Ich habe mir bei der Vorbereitung der Predigt lange überlegt, was für ein Beispiel ich euch mitgeben kann.

Ich möchte, dass ihr euch einen Menschen aus euerem täglichen Leben vorstellt, zu dem eure Beziehung im Moment gestört ist, sei es weil er oder auch ihr selber etwas gemacht habt, was diese Störung verursacht hat. Nehmt euch nun die nächsten Tage Zeit und redet mit Gott darüber, wo die Störung ist, warum sie da ist und das Du sie gerne beheben möchtest. Wenn du dann das Gefühlt hast, dass Du vor Gott damit im Reinen bist, gehe zu deiner Person und rede mit ihr über die Störung, die zwischen euch ist und wie ihr sie beheben könnt und erzählt ihr von dieser Predigt und was euch dazu bewogen hat, diese Störung zu beheben und die Beziehung wiederherzustellen.

Das kann zum Anfang werden von ganz vielen „Fußwachungen“ und das war das was Jesus sich von seinen Jüngern wünschte, dass sie das Beispiel weiter geben, was er ihnen gezeigt hat. Und heute sind wir die Jünger von Jesus. AMEN

Feedback

Hallo, es wäre sehr schön und wichtig für mich, wenn ihr besonders bei Predigten bzw. Kurzandachten ein kurzes Kommentar schreiben würdet und mir Feedback geben würdet, was euch anspricht und was nicht. Somit könnte ich da an mir arbeiten und mich verbessern. Vielen Dank