Freitag, 10. Oktober 2008

Gebet im AT (Ausarbeitung)

Gebet im Alten Testament


Das Gebet gehörte schon immer zum Leben dazu. Menschen aller Zeiten haben gebetet. Der Mensch ist die Krönung der Schöpfung Gottes und hat jeher den Drang mit diesem Schöpfer zu reden, das macht er im Gebet. Es findet in ganz unterschiedlichen Dimensionen statt, ob als Einzelperson oder Gruppe, im Stillen oder in der Öffentlichkeit. So werden Gebete laut ausgesprochen oder im inneren für einen selbst, dabei ist die Körperhaltung auch ganz unterschiedlich, es wird stehend, liegend und auch sitzend gebetet.


Im Alten Testament wird das Gebet häufig in poetischer Form an Gott gerichtet. Es ist eine an Gott gerichtete Rede, die von dem Volk, der Gemeinde, eines Repräsentanten oder eines individuellen Beters an Gott gerichtet wird. Auch die Art ist ganz unterschiedlich, so gibt es Lobgebete, Dankgebete, Fürbittegebete, Klagegebete und Bittgebete.


  1. Die älteren Formen1:

Kurze Gebete in der älteren Prosa2:Im alten Testament kommen gelegentlich kurze Gebete vor. Hier begegnen uns ganz unterschiedliche Formen, die im Folgenden kurz aufgelistet werden.

  • Die Bitte von David aus 2 Samuel 15, 21: Und als David gesagt wurde, dass Ahitofel im Bund mit Absalom sei, sprach er: HERR, mache den Ratschlag Ahitofels zur Torheit!

  • Die Klage von Samson aus Richter 15,18: Als ihn aber sehr dürstete, rief er den HERRN an und sprach: Du hast solch großes Heil gegeben durch die Hand deines Knechts; nun aber muss ich vor Durst sterben und in die Hände der Unbeschnittenen fallen.

  • Der Hilferuf von Samson aus Richter 16,28: Simson aber rief den HERRN an und sprach: Herr HERR, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen "einmal" räche an den Philistern!

  • Die kollektive Frage nach dem „Warum“ aus Richter 21,2 - 3: Und das Volk kam nach Bethel und saß da bis zum Abend vor Gott, und sie erhoben ihre Stimme und weinten sehr und sprachen: O HERR, Gott Israels, warum ist das geschehen in Israel, dass heute Israel um einen Stamm weniger geworden ist?

  • Die Urklage von Rebekka in Genesis 25,22: Und die Kinder stießen sich miteinander in ihrem Leib. Da sprach sie: Wenn mir's so gehen soll, warum bin ich schwanger geworden? Und sie ging hin, den HERRN zu befragen.

  • Die Volksklage aus Josua 7,7-9: Und Josua sprach: Ach, Herr HERR, warum hast du dies Volk über den Jordan geführt und gibst uns in die Hände der Amoriter, um uns umzubringen? O dass wir doch jenseits des Jordans geblieben wären! Ach, Herr, was soll ich sagen, nachdem Israel seinen Feinden den Rücken gekehrt hat? Wenn das die Kanaaniter und alle Bewohner des Landes hören, so werden sie uns umringen und unsern Namen ausrotten von der Erde. Was willst du dann für deinen großen Namen tun?

Bei all den verschiedenen Kurzgebeten geht man davon aus, dass es sich um Kurzzitate aus langen Gebeten handelt, die der Erzähler in seine Erzählungen mit eingebaut hat. Bei den Gebeten geht am von Gott als selbstverständliches gegenüber aus, den man „anruft“, um Hilfe zu bekommen.


Die Omenbitte: Bei der Omenbitte handelt es sich um eine Bitte, die nach einen äußeren Zeichen verlangt, woran deutlich wird das es erhört bzw. erfüllt wurde. In Richter 36, 12 – 14 steht eine solche Omenbitte: Da erschien ihm der Engel des HERRN und sprach zu ihm: Der HERR mit dir, du streitbarer Held! Gideon aber sprach zu ihm: Ach, mein Herr! Ist der HERR mit uns, warum ist uns dann das alles widerfahren? Und wo sind alle seine Wunder, die uns unsere Väter erzählten und sprachen: Der HERR hat uns aus Ägypten geführt? Nun aber hat uns der HERR verstoßen und in die Hände der Midianiter gegeben. Der HERR aber wandte sich zu ihm und sprach: Geh hin in dieser deiner Kraft; du sollst Israel erretten aus den Händen der Midianiter. Siehe, ich habe dich gesandt!


Das Gelübte: Bei dem Gelübte geht es darum, dass man Gott eine Gegenleistung verspricht. So geschehen in Richter 11, 30 - 31: Und Jeftah gelobte dem HERRN ein Gelübde und sprach: Gibst du die Ammoniter in meine Hand, so soll, was mir aus meiner Haustür entgegengeht, wenn ich von den Ammonitern heil zurückkomme, dem HERRN gehören, und ich will's als Brandopfer darbringen.


Das ausführliche Gebet bei der Orakeleinholung3: Bei dieser Art von Gebet, die überwiegend am Heiligtum abgehalten wurden, erbittet man von Gott eine Beantwortung der gestellten Frage. Ein Beispiel finden wir in 1 Samuel 14,37: Und Saul befragte Gott: Soll ich hinabziehen den Philistern nach? Willst du sie in Israels Hände geben? Aber er antwortete ihm an diesem Tage nicht.


  1. Gattung

In der Bibel findet man eine ganze Reihe von Gebeten, oftmals von bekannten biblischen Personen gesprochen. Die Psalmen sind eine Ansammlung von Gebeten und am kann sie in vier Hauptgattungen unterteilen.


Der Hymnus: Hierbei versammelt sich die Gemeinde , um gemeinsam Gott zu loben und ihm die Ehre zu geben. Dabei wird die Gemeinde von einem Vorredner aufgefordert Gott zu loben, dabei wird an die Schöpfung und die Geschichtsherrlichkeit (z.B.:Befreiung aus Ägypten) Gottes gedacht. Anschließend folgt ein Glaubensbekenntnis und der Hymnus wird durch die Abschlussbitte beendet. In Psalm 78 finden man einen Hymnus auf Gott und die Taten die er vollbracht hat. Der Psalmist Asaf beschriebt Gottes Größe, in Vers 3 steht: ...wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat. Danach folgt eine Auflistung der Wunder Gottes.


Das individuelle Klagelied: Es ist die häufigste Gattung der Psalmen, die Menschen klagen Gott ihr Leid. Dabei geht es um Krankheit, Ferne Gottes, Schuld und Feinde. Hierbei gibt es einen klaren Ablauf. Eine Einleitung mit dem Anrede an Gott, dem Hilferuf und einen Hinweis auf die Größe Gottes. Im Hauptteil folgt dann die Situationsbeschreibung, die Frage nach dem „warum“ und „wie lange“, die Bitte um Gottes Eingreifen und die Unschuldsbeteuerung. Den Abschluss macht ein Vertrauengelübte. Ein Beispiel für diese Gattung findet man in Psalm 69. Gleich am Anfang merkt man dem Schreiber David seine große Not an: Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist;...


Da Klagelied des Volkes: Ist vom Aufbau ähnlich wie das individuelle Klagelied. Im Hauptteil wird jedoch eine durch Feinde entstandene Not beklagt und um Gottes Eingreifen gebeten. Den Abschluss bildet dann wieder die Vertrauensäußerung und das Gelübte gegenüber Gott. Der Psalm 44 beschreibt ein solches Klagelied des Volkes. Es wird beschrieben, dass das Volk Angst hat und sich von Gott verlassen fühlt, es wird um das Eingreifen von Gott gebeten: Mache dich auf, hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen!


Das individuelle Danklied: Im Danklied geht es um den Dank für die Errettung aus einer Not bzw. Notlage. Es wird die vergangene Not und die Errettung erzählt und den Abschluss bildet der Dank an Gott. Während des Dankliedes (Dankgebets) ist der Beter von Verwandten, Freunden und mit feiernder Tempelbesuchern umringt. So einen Psalm findet sich im Psalm 18 wieder. In ihm zeigt David seine Dankbarkeit gegenüber Gott. Eindrücklich dargestellt schon in den ersten Versen des Psalms. (Verse 2 – 3): und er sprach:" Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke! HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Berg meines Heiles und mein Schutz!


  1. Bedeutung zur Zeit des Alten Testaments

Das Gebet war in der damaligen Zeit sehr wichtig und hatte seinen festen Platz im Gottesdienst. Aber auch im Leben der Familie war das Gebet (welches am Altar gehalten wurde) ein wichtiges Element und gehörte zu den priesterlichen Aufgaben des Familienvaters. Für die Israeliten war der Tempel, nachdem er errichtet wurden war, der bevorzugte Ort um zu beten, denn man glaubte hier Gott ganz nahe zu sein. Der Psalmter war das bevorzugte Gesangsbuch (Gebetsbuch) im Tempel und es wurde zu allen Anlässen aus seiner Sammlung gesungen und gebetet.

Die Fürbitte jedoch wird in den alttestamenlichen Schriften meisten den herausragenden Führern des Volkes zugeschrieben. Einer davon war Mose, wie man in Numeri 11,1 – 3 nachlesen kann: Und das Volk klagte vor den Ohren des HERRN, dass es ihm schlecht gehe. Und als es der HERR hörte, entbrannte sein Zorn, und das Feuer des HERRN loderte auf unter ihnen und fraß am Rande des Lagers. Da schrie das Volk zu Mose und Mose bat den HERRN; da verschwand das Feuer. Und man nannte die Stätte Tabera, weil hier das Feuer des HERRN unter ihnen aufgelodert war.

Das Fürbittengebet war aber vor allen die Aufgabe der Propheten, wie z.B. Elia in 2 Könige 1,2ff oder auch Jesaja in Jesaja 37, 1 – 7.

Im alten Testament sprechen Beter und Beterinnen ganz direkt den lebendigen Gott an, der sich in der Geschichte des Volkes Israel offenbart hat. Die Israeliten beten nicht als Einzelpersonen, sondern als Glieder ihres Volkes und für sie ist das Gebet im Gottesdienst zu hause und wird dort immer bleiben.


  1. Fazit der Ausarbeitung und eigene Meinung

Bei der Ausarbeitung ist mir neu bewusst geworden, wie wichtig das Gebet ist. Wir haben in der heutigen Zeit kaum noch Zeit zum Beten oder nehmen uns die Zeit nicht. In der damaligen Zeit und auch heute noch haben die Juden drei feste Gebetszeiten am Tag, wo sie ganz bewusst in die Gegenwart Gottes treten.

Aber auch die Art und Weise als Kollektiv zu beten ist heute fast verloren gegangen. Lieber wird das stille Gebet allein und zurück gezogen bevorzugt. Ich denke wir können und sollten viel von der damaligen Zeit und ihrer Intensivität, was das Gebet betrifft lernen. Natürlich ist alleine beten wichtig, aber das Gebet als Gruppe sollte wieder mehr in den Vordergrund treten, denn es hat auch seine Berechtigung. Die Bibel zeigt uns viele Möglichkeiten, was die Haltung betrifft, wie man vor Gott beten soll. Aber sie gibt uns auch eine Vielzahl an Gebeten mit auf den Weg, von denen wir lernen können und die nicht alt und unbrauchbar geworden sind, sondern immer noch aktuell sind und es auch bleiben.





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Literaturliste: RGG 4, Seite 485 – 488 (Leider nicht mehr Angaben möglich, da ich nur Kopien hatte)

1Die Bibeltexte stammen alle aus der rev. Lutherbibel 1984

2von lateinisch prorsus/prosa orationach vorn gerichtete schlichte Rede

3Orakel kommt aus dem lateinischen und bedeutet göttliche Offenbarung

Feedback

Hallo, es wäre sehr schön und wichtig für mich, wenn ihr besonders bei Predigten bzw. Kurzandachten ein kurzes Kommentar schreiben würdet und mir Feedback geben würdet, was euch anspricht und was nicht. Somit könnte ich da an mir arbeiten und mich verbessern. Vielen Dank