Was war passiert? Warum waren die Jünger so empört, erschrocken, demütig?
„Herr, willst du mir etwa die Füße waschen?“
„Ja, Petrus, das will ich. Auch wenn du es noch nicht verstehen kannst.“
„Nein, Herr, das kannst du... das darfst du nicht tun.“
„Doch, Petrus, sonst hast du keinen Teil an mir.“
„Nein, Herr, nur das nicht, wasch meine Füße – besser wasch mich ganz!“
So ist wahrscheinlich die Reaktion von Petrus auch nachvollziehbar.
Petrus fand als erster die Stimme wieder und ließ seinem Unmut freien Lauf.
Ich möchte uns diesen Dialog zwischen Jesus und Petrus einmal aus der Lutherübersetzung vorlesen:
6 Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen? 7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren. 8 Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir. 9 Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! 10 Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein.
Dieser Dialog ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass selbst die Jünger, die drei Jahre mit Jesus zusammen lebten, nicht verstanden, was seine Taten bedeuteten.
Und wenn ihnen das schon schwer gefallen war, so ist es kein Wunder, dass wir auch Probleme damit haben.
Aber wir haben einen entscheidenden Vorteil, wir wissen, was nach diesem Abendessen passierte. Bei Johannes wird es nicht so deutlich genannt, wie bei den anderen Evangelisten. Bei ihnen wird dieser Teil überschrieben mit: Das letzte Abendmahl.
Diese Fußwaschung passiert unmittelbar vor der Gefangennahme und der Hinrichtung von Jesus durch die Römer.
Aber davon konnte Petrus in der Situation noch gar nichts wissen.
Um Jesus in der Situation zu verstehen, müssen wir uns einmal das Gespräch der beiden genauer ansehen.
Petrus konnte die tiefe Bedeutung der Fußwaschung nicht verstehen. Er wusste noch nichts vom Kreuz und von der Auferstehung Jesu. Ahnte noch nichts von Jesu tiefer Liebe zu uns, die ihn das Leben kostete.
Jesus musste für unsere Sünden hingerichtet, gekreuzigt werden. Denn von alleine können wir nicht vor Gott bestehen. Das heißt: Aus eigener Kraft ist es uns nicht möglich, das ewige Leben zu bekommen. Nur dadurch, dass Jesus für uns als Unschuldiger gestorben ist, hat er diesen Weg wieder frei gemacht. Daran werden wir jedes Jahr am Karfreitag erinnert. Und wenn ich das begreife und für mich erkannt habe, dann bin ich frei von der Sünde.
Angenommen habe, das heißt, ich bin nicht mehr gefangen in ihr, wie ich es vorher war.
Denn, und so ist es leider, wenn ich als kleines unschuldiges Baby auf die Welt komme, bin ich schon gar nicht mehr so unschuldig, wie es die meisten sich wünschen würden.
Aber da kann ich gar nichts für, dass haben Adam und Eva im Paradies gemacht, als sie sich nicht an das Gebot Gottes hielten und doch von der Frucht aßen. Und wir müssen mit dem Geschehenden leben – noch heute.
Adam und Eva, die als erste Menschen, in einer von Gott geschaffenen, wunderschönen Welt lebten, hatten nichts Besseres zu tun, als das einzige Gebot, was Gott ihnen gegeben hatte, zu übertreten. Und damit war die tolle Beziehung, die der Mensch zu Gott hatte, im Eimer. Wohl gemerkt, ich spreche hier von der Sünde, die uns von Gott trennt. Also die eine Beziehung mit ihm unmöglich macht, wenn wir nicht daran glauben können, was Jesus am Kreuz auf Golgatha für uns gemacht hat.
Aber - und davon spricht dieser Text, wenn wir das begriffen und angenommen haben, dann haben wir in dem Blut, das Jesus für uns vergossen hat, sinnbildlich gebadet.
Das heißt, die Beziehung zu Gott ist wieder hergestellt, und durch den heiligen Geist, haben wir eine Standleitung zu Gott, die keiner trennen kann.
Bis hier hin ist es ja alles super toll und einfach, da muss man ja nicht viel für tun, außer zu begreifen und anzunehmen, was Jesus getan hat.
So einfach ist es aber nicht, denn es gibt da noch diesen kleinen Nebensatz.
„Aber die Füße müssen noch gewaschen werde.“
Auch wenn wir Jesus für unser Leben angenommen haben, so leben wir ja noch in dieser Welt. Das heißt auch: Wenn wir von der Sünde befreit worden sind, so ist es die Welt, in der wir täglich leben, noch nicht. Wir leben, arbeiten, essen, trinken, lachen, weinen in ihr, in dieser Welt, wo der Teufel einen enorm großen Einfluss hat.
Wir sind befreit von der Sünde, aber das heißt ja nicht, dass wir keinen Müll mehr bauen, also nicht mehr sündigen können. Ok, wie jeder normale Mensch wissen wir, dass morden, rauben, töten nicht gerade die tollsten Dinge sind, wenn man ein Leben mit Jesus führt. Aber das wissen auch Millionen von anderen Menschen, die Jesus nicht folgen. Aber was ist mit lügen, lästern, tratschen, Geheimnisse verraten, schlechte Gedanken, fluchen, schimpfen usw.?
Also ich kann nicht behaupten, dass es bei mir nicht mehr vorkommt. Wenn ich ehrlich bin, kommt es sogar öfter vor, als mir lieb ist. Das ist leider das Leben.
Und da kommt nun dieser zweite Satzteil zum Tragen, als Jesus zu Petrus sagt, „ausgenommen die Füße“. Auch wenn wir gebadet sind, müssen wir uns einander die Füße waschen, also einander helfen, mit den Sünden des täglichen Lebens umzugehen, sie zu verzeihen, zu verarbeiten, zu ermahnen und einander helfen.
Jesus stellt uns hier nicht vor eine unlösbare Aufgabe, denn die größte und schwerste Aufgabe hat er selber schon übernommen, als er ans Kreuz ging. Hier geht es darum, mit dem von Jesus vorgemachten weiter zu machen.
In Vers 15 steht: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“
Jesus gibt uns ein Beispiel, ein Model nachdem wir handeln sollen. Indem Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht, macht er etwas, dass gegen dem sprach, was andere von ihm erwarteten. Blinde und Lahme heilen, auf dem Wasser gehen, Wunder tun, dass war okay. Das war der Größe Jesu angemessen.
Aber wann hat sich Jesus schon mal an das gehalten was andere von ihm verlangten? Er wusste, warum er auf der Erde war. Und das war sein Vorteil gegenüber allen Menschen, die sich darum stritten was Jesus durfte und was nicht. Er kannte sein, von Gott, gegebenes Ziel und konnte sein ganzes Leben so gestalten, dass es auf dieses eine Ziel hinläuft.
Kennen wir unser Ziel im Leben? Was für Ziele verfolgen wir im Leben?
Eigene Familie, eigenes Haus und einen guten Beruf, das sind die meisten Antworten auf die Frage: Welche Ziele hast du in deinem Leben? Oder wir als Christen geben gerne mal das Ziel an: DAS EWIGE LEBEN.
Aber gestalten wir unser Leben auch so, dass es dem Ziel entspricht? Ich, zum Beispiel, verfolge gerne Ziele, die ein wenig näher in der Zukunft liegen, also im Moment einen guten Abschluss im Sommer machen und eine gute Stelle für mein Anerkennungsjahr finden. Dabei vergesse ich aber oft, Jesus immer den ersten Platz in meinen Leben zu geben. Ich hab das Ziel nicht im Blick, weil ich durch, diese Lebensabschnittsziele abgelenkt bin.
Aber Jesus wusste was sein Ziel, hier auf der Erde, war. Somit war die Fußwaschung ein weiterer Teil, um sein Ziel zu erreichen.
Das was in dieser Geschichte passiert, ist eine Zusammenfassung seines Lebens, seines Handelns, seines Kommens. Hier ist der Punkt, indem er alles, was er gelehrt und getan hat, noch einmal zusammenfasst.
An dieser Stelle zeigt sich die grenzenlose Liebe zu seinen Jüngern. Selbst zu Judas, der ihn später verraten würde.
Aber wie kann das jetzt konkret für uns, in unserem Leben aussehen. Wie gesagt Jesus hat uns ein Beispiel gegeben und das war nicht, dass wir jedem die Füße waschen sollen, obwohl das bestimmt auch sehr lustig anzusehen wäre, wenn man durch die Stadt geht und die Christen anderen Menschen die Füße waschen.
Aber, nein, bei Jesus geht es, wie so oft um mehr.
Jesus möchte, dass wir wissen, dass diese Trennung von Gott aufgehoben wurde, durch ihn. Diese Trennung wurde wieder verbunden, aber leider gibt es immer wieder kleine Störungen und daran müssen wir arbeiten. Und deswegen sagt Jesus auch zu uns heute: Ich habe euch ein Beispiel gegeben, nachdem ihr tut, wie ich euch getan habe.
Wir sind jetzt dran anderen sinnbildlich die Füße zu waschen und weil wir selber Menschen sind, auch uns die Füße waschen zu lassen.
Helfen wir anderen, dass sie die Störungen in ihrer Leitung zu Gott beheben können und lassen wir uns helfen, dass unsere Störungen auch weniger werden und das wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Ich habe mir bei der Vorbereitung der Predigt lange überlegt, was für ein Beispiel ich euch mitgeben kann.
Ich möchte, dass ihr euch einen Menschen aus euerem täglichen Leben vorstellt, zu dem eure Beziehung im Moment gestört ist, sei es weil er oder auch ihr selber etwas gemacht habt, was diese Störung verursacht hat. Nehmt euch nun die nächsten Tage Zeit und redet mit Gott darüber, wo die Störung ist, warum sie da ist und das Du sie gerne beheben möchtest. Wenn du dann das Gefühlt hast, dass Du vor Gott damit im Reinen bist, gehe zu deiner Person und rede mit ihr über die Störung, die zwischen euch ist und wie ihr sie beheben könnt und erzählt ihr von dieser Predigt und was euch dazu bewogen hat, diese Störung zu beheben und die Beziehung wiederherzustellen.
Das kann zum Anfang werden von ganz vielen „Fußwachungen“ und das war das was Jesus sich von seinen Jüngern wünschte, dass sie das Beispiel weiter geben, was er ihnen gezeigt hat. Und heute sind wir die Jünger von Jesus. AMEN