Sonntag, 17. Februar 2008

Examespredigt Johannes 13, 1-15

E. Predigt: Johannes 13, 1-15

„Ok, Jesus, wir haben es ja verstanden. Nun stell sie zurück. Komm schon es ist demütigend genug. Bitte, Herr, stell die Schüssel zurück.“

Was war passiert? Warum waren die Jünger so empört, erschrocken, demütig?

Jesus wollte mit seinen Jüngern Abendbrot essen. Dazu trafen sie sich in einem Raum. Zu diesem Zeitpunkt wusste er schon, dass Judas ihn verraten würde und dass er hingerichtet wird. Ansonsten war alles normal. Nichts Außergewöhnliches war passiert. Die Wasserschüssel für das Fußbad stand an ihrem Platz, ein Tuch hing daneben.

Das Einzige, was sie ein wenig störte, war, dass der Haussklave nicht seiner Arbeit nachkam und ihnen die Füße beim Hereingehen gewaschen hatte. Aber sie wollten sich auch nicht auf dieses Niveau herablassen. Sie sahen es nicht als ihre Aufgabe an.

Nachdem sie ein wenig planlos, irritiert herumstanden, nahm Jesus die Wasserschüssel und fing an, ihnen die Füße zu waschen. Sie konnten nicht glauben, was sich da abspielte.

Jesus, ihr Herr, ihr Heiland war dabei, ihnen die Füße zu waschen. Er der Wunder getan hatte, der Kranke heilte, Tote auferweckte, der Naturwunder und Essenswunder vollbracht hatte, war dabei ihnen die Füße zu waschen. Sie waren vollkommen sprachlos, niemand konnte etwas sagen.

Niemand, bis auf Petrus.

„Herr, willst du mir etwa die Füße waschen?“

„Ja, Petrus, das will ich. Auch wenn du es noch nicht verstehen kannst.“

„Nein, Herr, das kannst du... das darfst du nicht tun.“

„Doch, Petrus, sonst hast du keinen Teil an mir.“

„Nein, Herr, nur das nicht, wasch meine Füße – besser wasch mich ganz!“

Nachdem Jesus Petrus und dem Rest der Jünger die Füße gewaschen hatte, setzte er sich wieder und sagte zu ihnen: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, an das ihr euch halten sollt.“

Diese Geschichte von der Fußwaschung der Jünger finden wir im Johannesevangelium Kapitel 13 Verse 1 bis 15.

Was diese Geschichte so besonders macht? Ganz einfach, Jesus tat etwas, was gegen die Norm, gegen die Richtlinien, gegen den normalen Menschenverstand der damaligen Welt sprach. Das Fußbad war nicht das Problem, das gehörte in der Zeit zum guten Umgang zwischen den Menschen. Es gab keine Schuhe, so ist man meistens barfuss oder mit Sandalen herum gelaufen. Da die Straßen staubig und schmutzig waren, gehörte es zur Gastfreundschaft, wenn man dem Gast die Füße wusch, bevor er das Haus betrat. Diese Arbeit wurde meistens von Haussklaven durchgeführt. Kein Mann, der etwas auf sich hielt, wollte sich auf eine Stufe mit einem Sklaven setzten lassen. So war es für die Jünger auch so schwer, Jesus bei dieser Arbeit zu sehen. Er, ihr Herr und Meister, tat etwas, wofür sie sich zu schade waren. Das durfte er nicht tun. Nein, das war gegen jede Regel. Das konnte er nicht machen.

So ist wahrscheinlich die Reaktion von Petrus auch nachvollziehbar.

Klar, dass es wieder Petrus sein musste, der zuerst den Mund aufmachte. Petrus, der harte Kerl in der Truppe. Er, der immer vorne mit dabei war, ein echter Mann, der immer was zu sagen hatte.

So war es schon damals, als er zu Jesus auf das Wasser kommen wollte und so würde es auch in der Zukunft sein, als er Jesus, bei dessen Gefangennahme befreien wollte und dem Soldaten das Ohr abschlug.

Petrus fand als erster die Stimme wieder und ließ seinem Unmut freien Lauf.

„Jesus, hier stimmt was nicht. Das passt nicht. Das kannst du nicht machen. Auch wenn die anderen mitmachen, ich nicht.“

Aber Jesus begegnete Petrus in der ganzen Liebe, die er für ihn hatte und versuchte, ihm zu erklären, was noch nicht erklärbar war.

Ich möchte uns diesen Dialog zwischen Jesus und Petrus einmal aus der Lutherübersetzung vorlesen:

6 Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen? 7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren. 8 Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir. 9 Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! 10 Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein.

Dieser Dialog ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass selbst die Jünger, die drei Jahre mit Jesus zusammen lebten, nicht verstanden, was seine Taten bedeuteten.

Und wenn ihnen das schon schwer gefallen war, so ist es kein Wunder, dass wir auch Probleme damit haben.

Aber wir haben einen entscheidenden Vorteil, wir wissen, was nach diesem Abendessen passierte. Bei Johannes wird es nicht so deutlich genannt, wie bei den anderen Evangelisten. Bei ihnen wird dieser Teil überschrieben mit: Das letzte Abendmahl.

Diese Fußwaschung passiert unmittelbar vor der Gefangennahme und der Hinrichtung von Jesus durch die Römer.

Aber davon konnte Petrus in der Situation noch gar nichts wissen.

Um Jesus in der Situation zu verstehen, müssen wir uns einmal das Gespräch der beiden genauer ansehen.

Petrus konnte die tiefe Bedeutung der Fußwaschung nicht verstehen. Er wusste noch nichts vom Kreuz und von der Auferstehung Jesu. Ahnte noch nichts von Jesu tiefer Liebe zu uns, die ihn das Leben kostete.

Jesus musste für unsere Sünden hingerichtet, gekreuzigt werden. Denn von alleine können wir nicht vor Gott bestehen. Das heißt: Aus eigener Kraft ist es uns nicht möglich, das ewige Leben zu bekommen. Nur dadurch, dass Jesus für uns als Unschuldiger gestorben ist, hat er diesen Weg wieder frei gemacht. Daran werden wir jedes Jahr am Karfreitag erinnert. Und wenn ich das begreife und für mich erkannt habe, dann bin ich frei von der Sünde.

Angenommen habe, das heißt, ich bin nicht mehr gefangen in ihr, wie ich es vorher war.

Denn, und so ist es leider, wenn ich als kleines unschuldiges Baby auf die Welt komme, bin ich schon gar nicht mehr so unschuldig, wie es die meisten sich wünschen würden.

Aber da kann ich gar nichts für, dass haben Adam und Eva im Paradies gemacht, als sie sich nicht an das Gebot Gottes hielten und doch von der Frucht aßen. Und wir müssen mit dem Geschehenden leben – noch heute.

Adam und Eva, die als erste Menschen, in einer von Gott geschaffenen, wunderschönen Welt lebten, hatten nichts Besseres zu tun, als das einzige Gebot, was Gott ihnen gegeben hatte, zu übertreten. Und damit war die tolle Beziehung, die der Mensch zu Gott hatte, im Eimer. Wohl gemerkt, ich spreche hier von der Sünde, die uns von Gott trennt. Also die eine Beziehung mit ihm unmöglich macht, wenn wir nicht daran glauben können, was Jesus am Kreuz auf Golgatha für uns gemacht hat.

Aber - und davon spricht dieser Text, wenn wir das begriffen und angenommen haben, dann haben wir in dem Blut, das Jesus für uns vergossen hat, sinnbildlich gebadet.

Das heißt, die Beziehung zu Gott ist wieder hergestellt, und durch den heiligen Geist, haben wir eine Standleitung zu Gott, die keiner trennen kann.

Bis hier hin ist es ja alles super toll und einfach, da muss man ja nicht viel für tun, außer zu begreifen und anzunehmen, was Jesus getan hat.

So einfach ist es aber nicht, denn es gibt da noch diesen kleinen Nebensatz.

„Aber die Füße müssen noch gewaschen werde.“

Auch wenn wir Jesus für unser Leben angenommen haben, so leben wir ja noch in dieser Welt. Das heißt auch: Wenn wir von der Sünde befreit worden sind, so ist es die Welt, in der wir täglich leben, noch nicht. Wir leben, arbeiten, essen, trinken, lachen, weinen in ihr, in dieser Welt, wo der Teufel einen enorm großen Einfluss hat.

Wir sind befreit von der Sünde, aber das heißt ja nicht, dass wir keinen Müll mehr bauen, also nicht mehr sündigen können. Ok, wie jeder normale Mensch wissen wir, dass morden, rauben, töten nicht gerade die tollsten Dinge sind, wenn man ein Leben mit Jesus führt. Aber das wissen auch Millionen von anderen Menschen, die Jesus nicht folgen. Aber was ist mit lügen, lästern, tratschen, Geheimnisse verraten, schlechte Gedanken, fluchen, schimpfen usw.?

Also ich kann nicht behaupten, dass es bei mir nicht mehr vorkommt. Wenn ich ehrlich bin, kommt es sogar öfter vor, als mir lieb ist. Das ist leider das Leben.

Und da kommt nun dieser zweite Satzteil zum Tragen, als Jesus zu Petrus sagt, „ausgenommen die Füße“. Auch wenn wir gebadet sind, müssen wir uns einander die Füße waschen, also einander helfen, mit den Sünden des täglichen Lebens umzugehen, sie zu verzeihen, zu verarbeiten, zu ermahnen und einander helfen.

Jesus stellt uns hier nicht vor eine unlösbare Aufgabe, denn die größte und schwerste Aufgabe hat er selber schon übernommen, als er ans Kreuz ging. Hier geht es darum, mit dem von Jesus vorgemachten weiter zu machen.

In Vers 15 steht: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“

Jesus gibt uns ein Beispiel, ein Model nachdem wir handeln sollen. Indem Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht, macht er etwas, dass gegen dem sprach, was andere von ihm erwarteten. Blinde und Lahme heilen, auf dem Wasser gehen, Wunder tun, dass war okay. Das war der Größe Jesu angemessen.

Aber wann hat sich Jesus schon mal an das gehalten was andere von ihm verlangten? Er wusste, warum er auf der Erde war. Und das war sein Vorteil gegenüber allen Menschen, die sich darum stritten was Jesus durfte und was nicht. Er kannte sein, von Gott, gegebenes Ziel und konnte sein ganzes Leben so gestalten, dass es auf dieses eine Ziel hinläuft.

Kennen wir unser Ziel im Leben? Was für Ziele verfolgen wir im Leben?

Eigene Familie, eigenes Haus und einen guten Beruf, das sind die meisten Antworten auf die Frage: Welche Ziele hast du in deinem Leben? Oder wir als Christen geben gerne mal das Ziel an: DAS EWIGE LEBEN.

Aber gestalten wir unser Leben auch so, dass es dem Ziel entspricht? Ich, zum Beispiel, verfolge gerne Ziele, die ein wenig näher in der Zukunft liegen, also im Moment einen guten Abschluss im Sommer machen und eine gute Stelle für mein Anerkennungsjahr finden. Dabei vergesse ich aber oft, Jesus immer den ersten Platz in meinen Leben zu geben. Ich hab das Ziel nicht im Blick, weil ich durch, diese Lebensabschnittsziele abgelenkt bin.

Aber Jesus wusste was sein Ziel, hier auf der Erde, war. Somit war die Fußwaschung ein weiterer Teil, um sein Ziel zu erreichen.

Das was in dieser Geschichte passiert, ist eine Zusammenfassung seines Lebens, seines Handelns, seines Kommens. Hier ist der Punkt, indem er alles, was er gelehrt und getan hat, noch einmal zusammenfasst.

An dieser Stelle zeigt sich die grenzenlose Liebe zu seinen Jüngern. Selbst zu Judas, der ihn später verraten würde.

Aber wie kann das jetzt konkret für uns, in unserem Leben aussehen. Wie gesagt Jesus hat uns ein Beispiel gegeben und das war nicht, dass wir jedem die Füße waschen sollen, obwohl das bestimmt auch sehr lustig anzusehen wäre, wenn man durch die Stadt geht und die Christen anderen Menschen die Füße waschen.

Aber, nein, bei Jesus geht es, wie so oft um mehr.

Jesus möchte, dass wir wissen, dass diese Trennung von Gott aufgehoben wurde, durch ihn. Diese Trennung wurde wieder verbunden, aber leider gibt es immer wieder kleine Störungen und daran müssen wir arbeiten. Und deswegen sagt Jesus auch zu uns heute: Ich habe euch ein Beispiel gegeben, nachdem ihr tut, wie ich euch getan habe.

Wir sind jetzt dran anderen sinnbildlich die Füße zu waschen und weil wir selber Menschen sind, auch uns die Füße waschen zu lassen.

Helfen wir anderen, dass sie die Störungen in ihrer Leitung zu Gott beheben können und lassen wir uns helfen, dass unsere Störungen auch weniger werden und das wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Ich habe mir bei der Vorbereitung der Predigt lange überlegt, was für ein Beispiel ich euch mitgeben kann.

Ich möchte, dass ihr euch einen Menschen aus euerem täglichen Leben vorstellt, zu dem eure Beziehung im Moment gestört ist, sei es weil er oder auch ihr selber etwas gemacht habt, was diese Störung verursacht hat. Nehmt euch nun die nächsten Tage Zeit und redet mit Gott darüber, wo die Störung ist, warum sie da ist und das Du sie gerne beheben möchtest. Wenn du dann das Gefühlt hast, dass Du vor Gott damit im Reinen bist, gehe zu deiner Person und rede mit ihr über die Störung, die zwischen euch ist und wie ihr sie beheben könnt und erzählt ihr von dieser Predigt und was euch dazu bewogen hat, diese Störung zu beheben und die Beziehung wiederherzustellen.

Das kann zum Anfang werden von ganz vielen „Fußwachungen“ und das war das was Jesus sich von seinen Jüngern wünschte, dass sie das Beispiel weiter geben, was er ihnen gezeigt hat. Und heute sind wir die Jünger von Jesus. AMEN

Feedback

Hallo, es wäre sehr schön und wichtig für mich, wenn ihr besonders bei Predigten bzw. Kurzandachten ein kurzes Kommentar schreiben würdet und mir Feedback geben würdet, was euch anspricht und was nicht. Somit könnte ich da an mir arbeiten und mich verbessern. Vielen Dank