Samstag, 18. April 2009

Die Aufträge für Petrus

Andacht Johannes 21 –

Als kleiner Junge habe ich oft mit den Nachbarkindern auf unserem Bauernhof Cowboy und Indianer gespielt. Wir haben alles Mögliche benutzt, um Gewehre und Pistolen dazustellen, sei es ein Axtstiel oder einfach ein Stück Holz. Die Bögen haben wir aus Weidenstöckern gebaut und Pfeile aus Strohhalmen, wo wir vorne ein Stück von einem Fliederbeerast drauf setzten, der ist in der Mitte weich und somit lässt er sich einfach auf den Strohhalm drücken und er diente als Schutz vor den sonst recht sitzen Strohhalmpfeilen. Ohne diesem Aststück flogen die Pfeile aber viel weiter und besser und so hab ich sie auch einfach mal weg gelassen, dadurch kam es leider dazu, dass ich einem Nachbarsmädchen mal fast mit einem unkontrolierten Schutz ins Auge getroffen hätte, zum Glück traf sie der Pfeil ein paar Millimeter neben dem Auge, aber Ärger mit den Eltern gab es dennoch.

Vielleicht kennt ihr das auch, ab und zu wenn ihr einen Streifzug durch eurer Leben macht, wünscht ihr euch noch mal zurück, um anders zu reagieren, etwas anderes zu sagen oder, um es anders zu machen, als so wie ihr es gemacht habt.

Mir fallen da einige Sachen ein, die ich ganz sicher so nicht noch mal machen würde.

Einer davon ist das ich den Pfeil nicht auf meine Nachbarin geschossen hätte.

Ich kann mir vorstellen, wenn Petrus, der Jünger Jesu, über sein Leben nachgedacht hat, dann fällt ihm auch eine Sache ein, die er sehr gerne ändern würde.

Ich meine, er hat so viele tolle, außergewöhnliche Sachen mit Jesus erlebt: Ich möchte sein Leben kurz Revue passieren lassen, um zu zeigen, was für unglaubliche Momente er mit Jesus hatte. Das fing schon bei seiner Berufung für die Nachfolge Jesu an. Als Fischer war er die ganze Nacht mit seinen Kollegen unterwegs und hatte nichts gefangen. Als sie heim zum Ufer ruderten, rief ihnen ein Mann zu der nicht mal wie ein Fischer aussah, dass sie ihre Netzte auf die andere Seite auswerfen sollen. Nachdem sie nicht genau wussten, ob es ein Witz sein sollte haben sie es getan und somit ihr erstes Wunder mit Jesus erlebt, denn das Netz war übervoll mit Fischen. Und damit nicht genug, der Fremde lud Petrus ein ihm zu folgen und das tat er. Danach ging es erst richtig los.

Petrus erlebte, wie Lahme wieder gehen konnten, Blinde wieder sehen, Taube wieder hören, wie 5000 Menschen nur mit 2 Fischen und 5 Broten satt wurden, er hörte Worte von Jesus, die voller Weisheit und Liebe steckten und er konnte mit der Hilfe Jesu auf dem Wasser stehen. Was für Hammer Erlebnisse, was für ein spannendes Leben.

Und doch gab es die eine Situation, für die er sich zu triefst geschämt hat.

Wenn man mit einen Menschen so viel erlebt, dann möchte man nicht dass es aufhört. Doch dann sprach Jesus plötzlich davon, dass man ihn verhaften und töten wird. Das konnte Petrus nicht akzeptieren, das wollte er nicht zulassen und so gab er Jesus sein Versprechen. „Herr und wenn alle sich von dir abwenden, ich niemals, ich würde mit dir ins Gefängnis, ja sogar in den Tod gehen.“

Wir kennen die Geschichte und was dann kommt. Jesus sagt Petrus, dass er ihn verleugnen wird und genau so passiert es dann ein paar Stunden später, dass Petrus dreimal behauptet: Ich kennen diesen Jesus nicht, ich hab nichts mit dem zu tun! Als der Hahn dann kräht weiß Petrus genau, was er getan hat und nicht nur das, er sieht, dass Jesus es auch weiß.

Da ist er: Der Tiefpunkt seines Lebens! Ich glaube er hat sich oft gewünscht, diesen Moment in seinem Leben korrigieren zu können.

Dann ungefähr eine Woche später ist Petrus wieder als Fischer unterwegs. Jesus war von den Toten auferstanden, ist seinen Jüngern erschienen und war wieder verschwunden. Petrus und die anderen Jünger wussten wohl nicht so recht was sie tun sollten und machten das was sie sonst noch gut konnten, sie gingen fischen.

Und dann erlebt Petrus ein Dejavue. Wieder waren sie lange draußen und hatten nichts gefangen und wieder stand ein Mann am Ufer, der nicht aussah wie ein Fischen und ihnen dennoch zurief: Werft das Netz auf der anderen Seite aus. Und wieder war es gegen jede Regel der Fischerkunst voll mit Fischen. Aber Petrus begriff gar nicht, das es ein Spiegel seiner Vergangenheit war. Erst als ein andere Jünger, Johannes, zu ihm sagte: „ Das ist der Herr!“, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Seine Reaktion? Unglaubliche Freude seinen Herrn zu sehen. Er wollte keine Zeit damit verschwenden, die Fische an Deck zu holen und so sprang er gleich ins Wasser und schwamm zu Jesus ans Ufer.

Als auch die Anderen am Ufer waren, aßen sie zusammen Frühstück und obwohl sie wussten, dass es Jesus war, wagte keiner zu fragen: „Wer bist Du?“ Und so war es ein sehr schweigsames Frühstück.

Nach dem Frühstück begann ein Gespräch zwischen Jesus und Petrus, was ihn erst tieftraurig machte und danach die Erlösung für den Tiefpunkt seines Lebens.

Ich möchte uns die Stelle aus Johannes 21 die Verse 15 – 17 vorlesen.

Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als irgendein anderer hier“? Petrus gab ihm zur Antwort: „Ja, Herr, Du weißt, das ich dich lieb habe“. Darauf sagte Jesus zu ihm: „ Sorge für meine Lämmer“!

Jesus fragte ihn ein zweites Mal:“ Simon, Sohn des Johannes, liebst Du mich“? Petrus antwortete:“ Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe“. Da sagte Jesus zu ihm: „Hüte meine Schafe“!

Jesus fragte ihn ein drittes Mal: „ Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb“? Petrus wurde traurig, weil Jesus ihn schon zum dritten Mal fragte: „Hast Du mich lieb“? „Herr Du weißt alles, erwiderte er, Du weißt, dass ich dich lieb habe“. Darauf sagte Jesus zu ihm: „Sorge für meine Schafe“!

Jesus kümmert sich um den, der es am meisten braucht!

Sicherlich hätte Jesus mit den anderen Jüngern, die mit ihm am Feuer saßen, Smalltalk machen können. „Ihr fragt euch, ob ich Jesus bin? Ja ich bin´s!“ Aber nicht Jesus, er wendet sich an Petrus, und nur an Petrus! Wie mag es Petrus gegangen sein? Er wusste, dass er Jesus verleugnet hatte und Jesus wusste es auch. Also ich kann mir vorstellen, dass er ziemlich in Gedanken war. „Spricht Jesus es jetzt an“? „Was soll ich dann bloß sagen“? „Kann er mir verzeihen“? „Was soll ich machen, wenn nicht“?

Und Jesus spricht ihn an, direkt. „Simon, Sohn des Johannes“! Ohne Zweifel, damit kann nur er gemeint sein, nur er: Simon Petrus. Simon war sein richtiger Name, den Beinamen Petrus hat Jesus ihm gegeben.

Aber Jesus klagt ich nicht an, fragt nicht nach dem warum. Ich denke die meisten von uns hätten anderes reagiert. Ich hätte nach dem warum gefragt, vorher noch große Töne spucken, nach dem Motto: Ich halte auf jeden Fall zu dir mag kommen was will und dann das!

Jesus fragt ihn: „Liebst du mich mehr als irgendein anderer hier“? Dem Anschein nach eine ganz leichte Frage, die Jesus da stellt. Auf der einen Seite ist Petrus und ihm gegenübergestellt die anderen Jünger, die mit am Feuer saßen. So kommt auch die Antwort schnell und direkt: „Ja, Herr, Du weißt, dass ich dich lieb habe“.

Damit endet das Gespräch aber nicht. Jesus fragt ihn noch zwei weitere Male. Beim zweiten Mal wird es konkreter, da ist kein vergleich mehr, da steht Petrus im Mittelpunkt. Wir erinnern uns: „Liebst Du mich“? Petrus mag sich ein wenig gewundert haben, hatte er die Frage doch soeben beantwortet und seine Antwort folgte, so wie beim ersten Mal: „Ja, Herr, Du weißt, dass ich dich lieb habe“.

Diese beiden „liebst du mich“ werden oft mit dem griechischen Wort: AGAPE beschrieben. Also eine bedingungslose, einseitige, befreiende, auf andere zentrierte Liebe.

Für Jesus ist die Fragerei damit noch nicht zu Ende, denn wir lesen von einem dritten Mal, wo er Petrus fragt: „Hast Du mich lieb“? Hier wird das griechische Wort PHILIA benutzt, was soviel bedeutet, wie die Freundschaftsliebe zwischen zwei Personen. Bei Petrus muss diese Frage etwas ausgelöst haben, denn wir lesen, dass er sehr traurig wurde. Er konnte sich nicht erklären, warum Jesus ihn schon wieder nach seiner Liebe zu ihm fragt. So war seine Antwort auch nicht so vorprogrammiert, wie die beiden Male davor. „Herr, Du weißt alles, Du weißt auch das ich dich lieb habe.“

Sicherlich ist es leicht zu sagen. Dreimal hat Petrus, Jesus verleugnet, dreimal hat Jesus, Petrus seine Liebe zu ihm bestätigen lassen. Ich denke aber, dass Jesus, Petrus da berühren wollte, wo sein Tiefpunkt festsaß: in seinem Herzen! Und das hat Jesus geschafft, wie wir an der dritten Antwort sehen konnten.

Jesus kümmert sich um den, der es am meisten braucht!

Nun wäre es so sicherlich auch ein gutes Gespräch gewesen, aber wie ich vorhin vorgelesen habe, gab Jesus, Petrus auf dessen Antwort immer einen Auftrag:

Auftrag 1: Sorge für meine Lämmer!

Auftrag 2: Hüte meine Schafe!

Auftrag 3: Sorge für meine Schafe!

Jesus fällt hier nicht in das klassische Schema einer Lovestory: Erst ist alles gut, dann kommt ein Tiefpunkt und zum Ende versöhnt man sich wieder – Happy End. Solche Story werden ohne Ende in Hollywood produziert, ich denke da fällt spontan jedem ein passender Film ein.

In Matthäus 16, Vers 18 sagt Jesus zu Petrus: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen“. Jesus hat schon früh etwas ganz besonderes mit Petrus vor und das ändert sich auch nicht, dadurch das Petrus ihn verleugnet hatte. Auf der einen Seite des Gesprächs steht die Versöhnung und auf der anderen der Auftrag für die Zukunft von Petrus. Auf ihn wollte Jesus seine Gemeinde bauen und das Gespräch war der Startpunkt, um die Aussage: „ Auf dir werde ich meine Gemeinde bauen“, Wirklichkeit werden zu lassen.

Aber was bedeuten die drei Aufträge für Petrus und was können sie für uns bedeuten? Nun sicherlich wollte Jesus nicht, das Petrus vom Fischer zu Hirten umschult, obwohl vielleicht doch, dann doch aber ehr vom Menschenfischer zum Menschenhirten.

Jesus bezeichnet sich oft als guter Hirte und wir Christen stellen die Schafe da, auf die der Hirte achtet. Das Bild vom Hirten und seinen Schafen nimmt Jesus in seinem Auftrag für Petrus wieder auf. Er sollte nun der Hirte sein und für drei unterschiedliche Dinge Verantwortung übernehmen.

Er sollte für die Lämmer sorgen, also für junge Schafe und wenn wir das Bild umdenken für die jungen Christen, also diejenigen, die gerade erst am Anfang ihres Glaubensleben standen. Petrus hatte den Auftrag für sie zu sorgen, ihnen zu zeigen wie ein Leben als Christ gelingt, wie es auszusehen hat, was es bedeutet als ein Mensch zu leben, der an Jesus glaubt.

Wenn ich nun an unsere Arbeit als EC denke, dann kann man es fast eins zu eins übernehmen. Auch wir haben einen Auftrag von Jesus und in unserem Bekenntnis bekennen wir uns dazu. Da steht fast am Ende: Mit meinem Leben will ich anderen Menschen den Weg zu Jesus Christus zeigen. Auch wir sollen für die jungen Lämmer sorgen, für die jungen Christen, die gerade am Anfang ihres Glaubenslebens stehen. Wir sollen sie unterstützen, ihnen Antworten auf ihre Fragen geben und ihnen als Vorbild dienen, wie man als Christ lebt.

Das ist aber nicht der einzige Auftrag den wir haben und auch bei Petrus hört es damit nicht auf, denn Jesus nennt noch zwei weitere. - Hüte meine Schafe! - und - Sorge für meine Schafe! -

Petrus soll sich nicht nur um die kümmern, die gerade Christen geworden sind, sondern auch um die, die schon länger dabei sind, die schon ein Leben als Christ hinter sich haben und das sogar in doppelter Ausführung. Er soll sie hüten und sich um sie sorgen. Wenn man das Bild der Schafe wieder nimmt, so soll er dafür sorgen, dass ihnen keine Gefahr droht, durch Raubtiere uns so weiter. Er sollte sie also behüten und dazu sollte er für sie sorgen, das heißt die Schafe da hinführen, wo es das Beste Gras gab und genug Wasser, damit sie groß und stark werden konnten.

Auf die Menschen bezogen könnte es heißen, dass er darauf aufpassen sollte, dass sie nicht durch Einflüsse von außen, z.B.: Verfolgung der Christen, die ja gerade zu Beginn der Christenheit sehr stark war, von ihrem Glauben abfallen. Und er sollte für sie sorgen, das heißt sie dabei unterstützen ihren Glauben zu stärken, zu vertiefen und zu festigen.

Für uns als EC gilt das heute noch genauso. Auch wir sollen auf andere Christen achten und ihnen in schweren Zeiten zur Seite stehen, ihnen beistehen, sie behüten. Nun gibt es in unseren Breitengraden keine Christenverfolgung, aber ich denke dennoch genug Einfluss von außen, die uns am Glauben zweifeln lassen könnten. Sei es der plötzliche Tod eines geliebten Menschen oder auch, dass sich Freunde plötzlich abwenden, weil sie nicht akzeptieren wollen, dass man Christ geworden ist.

Und wir sollen für sie sorgen, das könnte bedeuten, dass wir mit ihnen über den Glauben reden, ihnen Möglichkeiten geben ihren Glauben ganz neu zu erfahren oder auch ihnen neue Seiten des Glaubens zu zeigen, damit der nicht statisch wird, sondern lebendig bleibt.

Jesus kümmert sich um den, der es am meisten braucht!

Jesus hat sich um Petrus gekümmert. Petrus hatte Jesus verleugnet, wohl der Tiefpunkt seines Lebens, aber Jesus hat ihm verziehen und nicht nur das, er hat ihn gebraucht - und wie! Das können wir alles in der Apostelgeschichte nachlesen. Petrus hat den Auftrag angenommen und eine super Arbeit geleistet unter den ersten Christen.

Genauso haben wir als EC diesen Auftrag auch und für mich persönlich bedeutet es im Blick auf die Kinder- und Jugendarbeit, dass ich diesen Auftrag annehmen möchte. Ich möchte für die „Anfängerchristen“ da sein und ihnen helfen ihren ganz persönlichen Glauben zu finden und ihn zu leben, mit all dem Positiven und Negativen was dazu gehört.

Aber genauso möchte ich auch für die „alten Hasen“ da sein. Ihnen durch schwierige Situationen helfen, durch Gespräche und Gebet, durch Mentoring und Seelsorge, aber ich möchte sie auch weiter bringen, in ihrem ganz persönlichen Glauben, ihnen zeigen und vorleben, dass es noch mehr gibt, als das was sie bis jetzt kennen gelernt haben.

Das ist sowohl eine große Herausforderung für mich, diese einzelnen Aufträge zu überblicken, den Einzelnen in der Masse zu sehen und zu versuchen für jeden so da zu sein, wie er es grade braucht. Aber ich sehe darin auch eine große Hoffnung, denn ich weiß das Jesus bei mir ist und er wird mir die Kraft geben, die mir manchmal fehlt, um eine Herausforderung zu bestehen. Er wird mir einen Gedanken geben, wo ich nicht weiter komme und er wird mir Möglichkeiten geben, um diese Aufträge umzusetzen.

Denn wenn ich eines aus dieser Geschichte hervorheben kann, dann dass Jesus sich um uns kümmert, wenn wir ihn brauchen! AMEN

Feedback

Hallo, es wäre sehr schön und wichtig für mich, wenn ihr besonders bei Predigten bzw. Kurzandachten ein kurzes Kommentar schreiben würdet und mir Feedback geben würdet, was euch anspricht und was nicht. Somit könnte ich da an mir arbeiten und mich verbessern. Vielen Dank