Sonntag, 21. Oktober 2007

Artikel für den Anruf: Thema: Ich lese gerne Bibel, weil...

Ich lese gerne die Bibel, weil…

…sie das einzige Buch ist, was man auf zwei Arten lesen kann.

Zum einen ist die Bibel ein Buch voller spannender Geschichten, Krimis und Erzählungen. Man findet von jedem Etwas , da gibt es große, emotionale Freundschaften, wie David und Jonatan (1.Samuel 18ff) oder unglaublich spannende Geschichten, wie die von Simson (Richter 13 - 16), Tragödien wie die von Hiob (Hiobbuch) oder die Geschichte eines Volkes, die Sklaven waren und dann auszogen, in der Hoffung auf ein besseres Leben (2.Mose ff). Die Geschichten in der Bibel sind so unterschiedlich, wie die Menschen, die in ihnen vorkommen und dennoch durchzieht ein Name alle Geschichten – Gott.

Zum anderen ist die Bibel ein Buch voller Leben und Liebe, voller Trauer und Verzweiflung und Einem der uns Hoffnung gibt – Gott. Man kann die Bibel, und das ist mindestens genau so spannend, auch als Geschichte Gottes mit seinen geliebten Menschen lesen.

In diesem Fall ist es dann nicht nur eine gute, spannende und „malgutgelesenzuhabende“ Geschichte, sondern eine Geschichte über uns. Wenn wir so die Bibel lesen, dann wird sie persönlich und fordert uns heraus darüber nach zu denken und vielleicht sogar danach zu leben. Sie wird lebendig.

Für mich gehört Bibellesen zum „christsein“ dazu, wie das beten oder der Gottesdienstbesuch, aber auch wie die Mitarbeit an der Gemeinde Gottes. Das Bibellesen ist eine Art mit Gott zu kommunizieren und sie kann vieles, von dem was ich nicht verstehe, erklären. Wenn ich mir bewusst werde und klar mache, dass Menschen schon in der Bibel mit den Problemen und Freuden zu tun hatten, wie ich sie auch heute habe, komme ich damit besser zurecht .

Durch das Bibellese bekomme ich einen Eindruck, was Gott von mir erwartet, wie er über mich denkt und was ihn freut. Ich sehe seine vollkommene Liebe, die er mir schenken möchte und er erwartet nichts von mir, außer das ich die Liebe, auf meine Art und Weise, erwidere.

Aber Eines ist sicher, Bibellesen sollte ohne Zwang ablaufen und man sollte beide Formen mal ausprobieren.

Ich lese gerne die Bibel, weil es sich lohnt ;-).

Hausarbeit: Seelsorgerliches Handeln Jesu

Johannes 21, 15 – 23, Jesus Worte an Petrus

Bibeltext:

  • 15 Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! 17 Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe! 18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. 19 Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach! 20 Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus lieb hatte, der auch beim Abendessen an seiner Brust gelegen und gesagt hatte: Herr, wer ist's, der dich verrät? 21 Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was wird aber mit diesem? 22 Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! 23 Da kam unter den Brüdern die Rede auf: Dieser Jünger stirbt nicht. Aber Jesus hatte nicht zu ihm gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?

Zu Anfang möchte ich kurz sagen, warum ich diesen Text gewählt habe. Ich finde diesen Text deswegen so aufregend, in seelsorgerlicher Ansicht, zu beschreiben, da es die Stelle ist, wo Jesus dem Mann der in verleugnet hat gegenüber tritt. Ich denke auch wenn man manchmal behauptet Jesus geht etwas härter vor, in seinen Weisungen, Gleichnissen und Reden, dann kann man hier diese unglaubliche Liebe sehen, die Jesus hier gegenüber Petrus hat, aber auch zu uns Menschen. Obwohl Jesus wohl sehr verletzt war durch die Verleugnung, von einem seiner Lieblingsjünger, den Petrus gehörte zu den Dreien, die immer mit Jesus gingen, macht er ihm keinen Vorwurf daraus, sondern bereitet in auf einem unglaublich großen Auftrag vor.

Wenn wir uns die Geschichte und das, was davor passiert ist, betrachten, dann wissen wir, dass Petrus Jesus dreimal verleugnet hat, als dieser vor Gericht war. Aber Jesus wirft ihm das in dieser Situation nicht vor oder spricht ihn darauf an. Jesus macht den Erstkontakt, d.h. dass er ihn anspricht (Vers 15: Simon, Sohn des Johannes,…).Wahrscheinlich merkt er, dass Petrus sich nicht ganz wohl fühlt in der Nähe von Jesus (Eigeninterpretation). Jesus beginnt also das Gespräch, aber nicht mit der Anklage, die man erwartet hätte, sondern mit einer ganz einfachen Frage (Vers 15:…hast du mich lieber,…).

Jesus versucht Petrus begreiflich zu machen, dass es nicht in erster Linie um die Verleugnung geht, sondern um eine Frage, die viel tiefer reicht. Um die Frage, ob Petrus Jesus lieb hat. Denn dann kann Jesus den Verrat, die Verleugnung auch verzeihen.

Nach der Antwort merkt man, dass Jesus das noch nicht wirklich ausreicht. Die Reaktion von Petrus ist ihm noch nicht genug, er möchte noch tiefer an den Kern von Petrus ran, an das Herz. Deswegen wiederholt er dieselbe Frage (Vers16: Spricht er zum zweiten Mal,…). Aber auch dieses Mal antwortet Petrus gleich und Jesus merkt, dass Petrus nicht im Stande ist, diese Frage zu beantworten. Jesus merkt, dass da noch mehr ist. Deswegen, um Petrus nicht zu quälen, ändert er seine Frage und fragt erneut (Von Luther wurde es hier falsch übersetzt. Im griechischen unterscheidet sich hier die dritte von den anderen beiden Fragen. Bei den ersten beiden Malen fragt Jesus, ob Petrus ihn liebt (agape) beim dritten Mal fragt er ihn, ob er ihn mag (philia). Deswegen erwähne ich hier die Umstellung der Frage). Hier ist der Punkt, wo Petrus bricht. Und er antwortet auch nicht auf die gleiche Weise wie davor, sondern verweist auf Jesu Allwissenheit (Vers 17: Spricht er zum dritten Mal,…). Jesus ist hier an das Herz von Petrus gedrungen. Er ist da, wo er hin wollte. Nun ist Petrus bereit für die Aufgabe, die Jesus für ihn bereithält.

Das ist der erste Abschnitt in dieser Geschichte, das heilende Gespräch zwischen Jesus und dem Jünger, der ihn dreimal verleugnet hat. Jesus holt Petrus da ab, wo es für ihn am meisten wehtat. Petrus wusste, dass Jesus wusste, dass er ihn verleugnet hat, so wie Jesus es vorher gesagt hatte (ehe der Hahn kräht). Aber Jesus begegnet ihm nicht mit Vorwürfen, sondern mit einer Herausforderung.

Wenn wir uns ansehen, wo sich dieses Gespräch ereignet hat, dann ist festzuhalten, dass Petrus in einem geschützten Rahmen war (Vers 15: Als die nun beim…). Er war wieder in seiner alten Arbeit als Fischer und mit Freunden zusammen. Mit diesen Leuten hatte er viel mit Jesus erlebt, sie waren wohl eher wie Brüder, als wie Freunde. Sie kannten sich, wussten alles voneinander. Jesus begegnet ihm da, wo er sich heimisch fühl. Am See bei seiner Arbeit mit seinen „Brüdern“. Dazu kommt noch, dass sie in einer kleinen vertrauten Runde beisammen saßen. Jesus stellt Petrus hier nicht bloß und wirft ihm vor, dass er ihn verleugnet hat. Jesus beginnt das Gespräch mit der direkten Anrede an Petrus.

Jesus baut das Gespräch mit Petrus gezielt auf. Er gibt Petrus indirekt, was der sich in der Situation so sehr ersehnt, nämlich die Entschuldigung für sein Verhalten. Jesus fordert die Entschuldigung nicht direkt von Petrus, nach der Art: Petrus du hast mich verleugnet, nun entschuldige dich dafür. Sondern er lässt ihm den Freiraum den er braucht, um seine Entschuldigung auch zu begreifen und ehrlich zu meinen.

In dem Gespräch gibt Jesus Petrus immer wieder Hoffnung, dass da noch mehr ist, indem er sagt: „Weide meine Lämmer.“ Er weckt Hoffnung in Petrus, dass für ihn nicht alles vorbei ist, weil er diesen Fehler gemacht hat. Jesus gibt ihm von Anfang an zu verstehen, dass er mit ihm noch was vor hat, dass er einen Auftrag für ihn hat.

Dann gibt Jesus Petrus eine Ausschau auf das, was kommen wird. Er gibt ihm Hoffnung (Vers 18: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir,…).

Im weiteren Gespräch verliert Jesus Petrus nicht aus den Augen, er bleibt bei dem, was für Petrus gerade wichtig ist und beschäftigt sich nicht mit anderen Dingen (Vers 21- 22: Als Petrus diesen sah,…Folge du mir nach.).

Was können wir vom Verhalten Jesu lernen?

Man erkennt hier, dass es eine Abfolge für das Gespräch gibt.

  1. Jesus beginnt das Gespräch auf dem Niveau, welches Petrus versteht. Er begegnet ihm da, wo er sich heimisch und geborgen fühlt, ohne ihn anzuklagen.

  • So sollten auch wir als Seelsorger arbeiten. Wir sollten die Menschen, die zu uns kommen oder die wir besuchen, da „abholen“, wo sie es verstehen können. Wir müssen sie dafür kennen bzw. einschätzen können, um das zu erreichen. Genauso wichtig ist es, eine gute Atmosphäre zu schaffen. Nur da, wo Menschen sich wohl und geborgen fühlen, können sie sich auch öffnen. Es ist ganz wichtig, dass wir keine Anklage machen, sondern die Person indirekt auf das Problem hinweisen. So wie Jesus es hier bei Petrus macht. Er verweist ihn nicht auf seinen Verrat, sondern führt ein indirektes Gespräch, welches die wesentlich wichtigere Frage klärt.

  1. Jesus lenkt das Gespräch in eine bestimmte Richtung, ohne zu sehr an seinem Weg zu hängen. Er kennt das Ziel und versucht Petrus dahin zu führen.

  • Bei der Arbeit als Seelsorger ist es wichtig, auf den Menschen zu sehen, auf ihn einzugehen. Das können wir hier lernen. Jesus weiß sein Ziel und begleitet das Gespräch in die richtige Richtung. Da wo es hackt, versucht er es erneut mit einer anderen Methode. Wir sollten uns als Seelsorger auch bewusst sein, welches Ziel wir verfolgen. Der Weg dahin darf aber nicht feststehen, sondern sollte variabel sein.
  1. Jesus behält die Peron, die im Moment wichtig ist, um die es geht, im Blick.

  • Jesus kümmert sich nur um Petrus in dieser Situation. Auch bei der Frage von Petrus antwortet er nicht darauf, sondern macht deutlich, was für Petrus im Moment zählt. Wenn wir als Seelsorger tätig sind, sollten wir die Person, um die es geht, mit unserer 100 %igen Aufmerksamkeit wahrnehmen und uns nicht durch andere Aufgaben ablenken lassen. Für die Zeit, wo wir mit der Person zu tun haben, ist sie Mittelpunkt und Hauptperson unseres Gesprächs.

  1. Jesus gibt Petrus Hoffnung für die Zukunft.

  • Wir können zwar nicht wie Jesus in die Zukunft sehen und wissen, was den Anderen erwartet, aber wir können ihm Hoffnung geben. Als Seelsorger sollten wir darauf bedacht sein, dass Menschen bei uns sind, die nicht glücklich in ihre Zukunft blicken. Sie haben Probleme und Angst vor der Zukunft, deswegen haben sie uns aufgesucht. Wir können alles perfekt machen. Gut durch das Gespräch führen, den Kern bei der Person treffen, es schaffen, dass sie sich mit ihrem Problem auseinander setzt. Aber wir sollten auch Hoffnung geben. Aufrichtige Hoffnung, dass sich etwas ändert, dass die Person gebraucht wird. Denn um mit Problemen umzugehen, sie zu lösen, brauchen Menschen Hoffnung. Man kann Vieles erreichen und viele Probleme lösen, aber gibt es keine Hoffnung oder sagen wir es der Person nicht, dann haben wir eine große Hilfe vergessen.

Feedback

Hallo, es wäre sehr schön und wichtig für mich, wenn ihr besonders bei Predigten bzw. Kurzandachten ein kurzes Kommentar schreiben würdet und mir Feedback geben würdet, was euch anspricht und was nicht. Somit könnte ich da an mir arbeiten und mich verbessern. Vielen Dank