Mittwoch, 28. Februar 2007

Predigt: Glaube und Vertrauen ( Lk 8, 40-56)

Dr. Guiseppe Fortani ist ein brillanter Arzt. Viele Fachzeitschriften veröffentlichen immer wieder Artikel, die von ihm verfasst wurden. Er ist sich seines Ruhmes bewusst, aber für ihn zählt immer nur der Partient. All die Auszeichnungen, Anerkennungen von erfahrenen, geschätzten Kollegen, sind zwar nett aber für Dr. Fortani nicht von Bedeutung. Für ihn zählt das Werk am Menschen.

Als Dr. Fortani seine Post durchsieht, stößt er auf einen Brief, es waren wieder viele Briefe in der Postsendung, aber dieser hatte etwas Besonderes. Er hatte eine handgeschriebene Adresse, nichts Außergewöhnliches, könnte man denken. Aber die meiste Post die durch Dr. Fortanis Hände gleitet war Post mit getippten Adressen. Einladungen zu Vorträgen, Seminaren, Konferenzen, Beerdigungen, Hochzeiten, Geburtstagen. Rechnungen, Dankesschreiben von angesehenen Persönlichkeiten, die sich von Dr. Fortani behandeln lassen haben, aber dieser Brief war anders.

Dr. Fortani öffnete den Brief, mit Hilfe seines in goldgefassten Brieföffners, den er als Präsent bei einer Kongressrede, der führenden Ärzte und Professoren der Gehirnforschung, bekommen hatte.

Es war keiner der üblichen Briefe, die er sonst so las, dieser war voller Verzweiflung, Angst, Ohmacht, aber mit einer Spur Hoffnung geschrieben worden.

Francis Miller bat in diesem Brief, dass Dr. Guiseppe Fortani ihm die Bitte zu erweist den Brief nicht gleich wegzuwerfen, sondern bis zum Ende zu lesen. Francis schrieb von seinem Sohn, der eine unerklärliche Krankheit hat. Sie waren bei vielen Ärzten gewesen und bekamen immer wieder die Erklärung, dass man sich die Krankheit nicht erklären könne. Man wusste nicht wo man ansetzten sollte, um sie zu bekämpfen. Vor ein paar Monaten, als sein kleiner Joey noch gesund war, spielte er oft den ganzen Tag im Garten oder auf der Straße mit seinen Freunden. Er war ein aufgeweckter, liebevoller, aufmerksamer Junge voller Lebenskraft und Tatendrang. Immer fröhlich, zuvorkommend, höflich, aber seit dieser Zeit hat sich viel verändert. Joeys leuchtende, fröhliche Augen sind trüb und traurig, nahezu leer geworden. Spielen und lachen kann er schon lange nicht mehr, ihm fehlt die Kraft. Francis bittet Dr. Fortani, wenn es ihm möglich ist und nicht zu sehr seine Zeit raubt, dass er sich vielleicht mal die Krankenakte von Joey durchliest oder gar zu einer Untersuchung kommt, natürlich würde er alle Kosten übernehmen, Dr. Fortani bräuchte sich um nichts kümmern.

Plötzlich sprang die Tür von Dr. Fortanis Büro auf, eine Stimme schreit:“ Notfall!!!!“ Dr. Fortani springt auf, der Brief segelt auf seinen Schreibtisch und bleibt auf einem Haufen Unterlagen liegen. Eine hochschwangere Frau mit einer schweren Kopfverletzung wird in den OP geschoben, alles muss schnell gehen, will man sie und das Baby retten. Nach einer stundenlangen Operation ist die Frau und ihr Baby außer Lebensgefahr. Dr. Fortani hat wieder alles richtig gemacht, den Rest übernehmen nun seine Kollegen, er fährt, am Ende seiner Kräfte, nach einem 25 Stunden Tag erschöpft und müde nach Hause.

Francis, Joey, die Bitte, das alles hatte in den letzten Stunden in seinem Kopf keinen Platz, keine Möglichkeit sich in seinem Gehirn zu speichern. Er hatte es vergessen!!

Ein paar Wochen später wurde Dr. Fortani durch einen handgeschriebenen Brief überrascht. Beim Durchlesen, kam ihn der kleine kranke Joey wieder in den Kopf, er schämte sich weil er es vergessen hatte. Den Brief, dachte er, den hatte er doch gelesen aber wo war er geblieben. Er musste beim Lüften des Büros vom Tisch geflogen sein und die Putzkraft hatte ihn dann, ohne darüber nachzudenken, vom Boden aufgelesen und weggeschmissen.

In dem Brief den er jetzt vor sich hatte, hatte Francis alle Hoffnung verloren. Er musste den Brief unter großem Schmerz geschrieben haben, denn die Schrift war kam lesbar. Francis schrieb, dass er Dr. Fortani mitteilen wollte, dass er nicht mehr kommen brauche, da die Ärzte alle Hoffnung aufgegeben haben. Joey war dem Tode geweiht.

Francis Miller sitzt an dem Bett seines kranken Sohnes. Mit traurigen Augen überblickt er, die Geräte, Schläuche, Kabel, die es ermöglichen, das Joey noch lebt. Durch ein Klopfen wird er aus seiner Gedankenwelt gerissen. Mit trauriger Stimme bittet er den Klopfer ins Zimmer.

Dr. Fortani öffnet die Tür und sieht zuerst Francis, dann den kleinen Joey, überall stehen lebenserhaltende Maschinen herum, die den kleinen Körper am Leben halten. Die beiden Männer blicken sich in die Augen und Dr. Fortani sagt:“ Vertrauen sie mir!“

In der Bibel wird eine ähnliche Geschichte erzählt. Die Geschichte von Jairus.

Jairus kam zu Jesu und flehte ihn an, seine kranke Tochter zu heilen. Jesus machte sich mit Jairus auf den Weg zu dessen Haus. Unterwegs kamen die Diener des Jairus und sagten, dass seine Tochter gestorben war. Jesus wendet sich Jairus zu und sagt:“ Fürchte dich nicht, glaube nur, so wird sie gesund!“ Als Jesus in das Zimmer des Mädchen tritt, liegt sie da, tot. Jesus umfasst die Hand des Mädchen und sagt:“ Kind, steh auf.“ Das Mädchen öffnet die Augen.

GLAUBE NUR!! Glaube ist Vertrauen auf etwas, was man nicht sieht. Dr. Fortani sagt:“ Vertrauen sie mir.“ Jesus: “Glaube nur.“ Beides muss das andere mitbringen. Um jemand zu vertrauen, muss ich an ihn glauben. Um an jemand zu glauben, muss ich ihm vertrauen.

Hast du Vertrauen zu anderen Menschen, in deiner Umgebung? Vertraust du deinen Eltern, deinen Geschwistern, deinen Freunden? Wenn ja, vertraust du ihnen in allen Dingen oder nur da wo du weißt wie sie reagieren. Wenn nein, warum nicht, wurdest du enttäuscht, verletzt?

Vertrauen wird in den ersten Jahren unseres Lebens geformt. Als Baby kommen wir vertrauensvoll auf die Welt. Wir vertrauen den Menschen die uns lieben, unseren Eltern, Onkel, Tante, Oma, Opa. Dieses Vertrauen wird dadurch gestärkt, indem wir es untersuchen, es erkunden, ausprobieren.

Als meine Nichte, Ester, 2 Jahre alt war, war ich zu Besuch bei ihr und wir spielten im Kinderzimmer. An der Wand im Kinderzimmer war eine Sprossenwand an gebaut 5 Sprossen hoch und zwei nach außen ins Zimmer hinein, vielleicht kennst du diese Dinger. Kinder lieben es die Sprossen hinaufzuklettern und wieder runter. Ester auch ich lag unter der Sprossenwand und sah ihr zu wie sie hochkletterte. Nicht schlecht für so einen kleinen Wurm, dachte ich. Oben angekommen griff sie nun rüber zu den abstehenden Sprossen und hing in der Luft. Eh ich mich versah ließ sie sich fallen. Ich glaube ich war selten so schnell in meinem Leben. Ich versuchte sie aufzufangen, damit sie nicht auf den Boden fällt. Es war vielleicht etwas unsanft, aber ich hab sie aufgefangen. Aber sie war kein bisschen erschrocken, klettert erneut hoch und dasselbe Spiel geht von vorne los.

Das war Vertrauen!!

Sie vertraute mir, ihren Onkel, dass ich sie auffange. Sie war sich der Gefahr die dadurch hätte kommen können gar nicht bewusst. Für Ester zählte nur das Vertrauen darauf, dass Onkel Dallo sie auffängt.

Jairus glaubte, vertraut auf Jesus. Es war bestimmt nicht leicht für ihn. Du erinnerst dich an die Situation? Die Diener kamen und sagten, dass seine Tochter, sein geliebtes Kind tot ist. Trotzdem vertraute er auf das Wort von Jesus.

Glaube nur!

Das sagt Jesus nicht nur zu Jairus, sondern auch zu uns. Heute, jetzt.

Glaube nur!

Glaube mir!

Glaube mir, dass ich dir helfe!

Glaube mir, dass ich alles dafür tue, damit du glücklich bist!

Vertraue nur!

Vertraue mir!

Vertraue mir, dass ich bei dir bin!

Vertraue mir, dass ich dir, in deinem Leben, zur Seite stehe!

Wo vertraust du Jesus in deinem Leben, da wo du weißt wie dein Vertrauen ausgeht? Was aus diesem Vertrauen auf Jesus wird? Oder auch da wo man vorher nicht weiß was kommt, wie es ausgeht?

Als ich vor ein paar Jahren Arbeitslos war und mich nach einer neuen Arbeit umsah, entschied ich mich aufs Marburger Bibelseminar zu gehen. Obwohl eigentlich wollte ich nicht gehen. Ich hatte Angst, meine Familie zu verlassen, meine Freunde zu verlieren. Ich fühlte mich wohl in Elmshorn, mir gefiel die Gemeinde, die Leute da, aber ich hatte halt keinen Job. Ich besuchte das Bibelseminar in Marburg und es war erschreckend schön da. Der Unterricht an dem ich teilnehmen durfte, war super interessant und ja. Das Problem war einfach, ich wollte nicht von zu Hause weg, egal was kommt.

Abends habe ich in der Bibel, die Geschichte von Jairus gelesen und der Satz: Fürchte dich nicht, glaube nur, blieb bei mir hängen.

Wenn Jesus Jairus überzeugen konnte, an ihn zu glauben, ihm Vertrauen zu schenken, dann versuche ich das auch mal.

Es war eher ein Versuch, als das Vertrauen, dass Jesus mir das Bibelseminar so schmackhaft machen konnte, dass ich gerne dahin gehe.

Ich betete also zu Gott und sagte ihm, dass ich nicht von zu Hause weh will, wenn es aber sein Plan mit mir ist, dass ich zum Bibelseminar nach Marburg gehe, dann soll er mir das zeigen und erleben lassen.

Naja, manchmal muss man halt mit den Konsequenzen, die so ein Gebet hat, leben. Ich weiß nicht wie aber das halbe Jahr, was zwischen dem Gebet und dem Beginn am Bibelseminar lag, benutzte Gott um mir zu zeigen wo sein Weg mit mir war. Ich konnte mich von Monat zu Monat mehr auf das Bibelseminar und der Vorstellung von zu Hause wegzugehen anfreunden.

Heute bin ich am Bibelseminar in Marburg, fühle mich seit dem ersten Tag wohl und ich bi Gott dankbar, dass ich das Vertrauen zu ihm hatte. Ich habe an ihn geglaubt und er hat gezeigt, dass ich ihm vertrauen kann.

Es klappt nicht immer, auch bei mir nicht. Diese Erfahrung hat mich nicht davon befreut, auch mal an Gott zu zweifeln oder zu fragen: Warum? Warum ist das nicht so passiert wie ich es mir gewünscht habe? Ich habe dir vertraut, an dich geglaubt. Aber wir sind halt Menschen, uns fällt es schwer zu vertrauen, denn wir stecken gerne den Rahmen ab in dem Vertrauen passiert.

Gott lässt sich in keinen Rahmen pressen, das müssen wir lernen.

Probier es aus. Versuche es zuerst mit kleinen Sachen, um das zerstörte Vertrauen langsam aufzubauen. Ein Architekt fängt auch nicht an sein Haus vom Dach aus zu bauen. Nein erst kommt das Fundament. Das Fundament ist der Glaube, auf diesem Glauben kann man Vertrauen aufbauen und erleben.

Wenn der Schritt zu Gott dir zu groß erscheint, dann fang bei den Menschen an, den du vertraust. Gib ihnen mehr Vertrauen. Glaube an sie, dass sie nur dein Bestes wollen. Wo Vertrauen missbraucht wurde, fang an auf die Menschen zuzugehen, sprich mit ihnen darüber und beginnt zusammen ein Vertrauen zueinander aufzubauen. Macht nicht zu große Schritte, denn wie ein Kind in kleinen Schritten lernt zu laufen, so muss auch das Vertrauen in kleinen Schritten aufgebaut werden.

Jairus hat an Jesus geglaubt. Jesus sagte nur: Glaube nur! Und Jairus glaubte an seine Heilsmacht.

Dr. Guiseppe Fortani sagte: Vertrauen sie mir! Womöglich hat Francis ihm vertraut und Joey spielt heute wieder im Garten und auf der Straße mit seinen Freunden.

Glaube nur, vertraue mir, sagt Jesus zu dir.

Amen

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